schichte interpretieren und dokumentieren.2 Und im Juni 1998 wurden aus wesentlichen Bauetap- pen neun Bohrkerne zur dendrochronologischen Untersuchung gefasst und ausgewertet.3 Die Ergebnisse lassen das Gebäude als ein Ge- schichtszeugnis besonderer Art erkennen. Inner- halb der bautechnischen Entwicklungen entstand das Haus mit Baujahr 1804 just in jener Zeit, da hierzulande helles Flachglas die Butzenscheiben ablöste und damit Fassaden symmetrisch angeord- nete Einzelfenster erhielten an Stelle der vorheri- gen, für weniger lichtdurchlässige Butzenscheiben konzipierten Reihenfenster. Dass das Dachgeschoss 1804 zum (Tanz-?)Saal ausgebaut wurde ist für jene turbulente Zeit besonders aussergewöhnlich. Und erst das französisch geprägte Architekturprä- dikat Mansardendach - demonstrierte der Bauherr, Zoller und Gastwirt Johann Büchel hiermit ein poli- tisches Bekenntnis in den Kriegswirren im Über- gang vom 18. zum 19. Jahrhundert?
DIE BEDEUTUNG DER ZOLLSTATION RUGGELL Ruggell liegt inmitten der hochwassergefährdeten Rheinebene und nimmt damit als Siedlung eine be- sondere Stellung ein. Der Siedlungsbeginn des heu- tigen Dorfes mag ins ausgehende 15. und 16. Jahr- hundert gedeutet werden. Die Wahl des Siedlungs- platzes und damit der Ursprung der Siedlung Rug- gell steht zweifellos im Zusammenhang mit einer hier den Rhein querenden Fähre und den damit ver- bundenen Einnahmeaussichten durch Zoll, Weg- geld und den vielfältigen Dienstleistungen rund um das Fuhrhandwerk. Die Rheinquerung nimmt Be- zug auf die Verkehrsachse Feldkirch-Toggenburg- Zürich. Sie nutzt dabei eine hier besonders bedäch- tige Rhein-Fliessgeschwindigkeit, beträgt doch das Geländegefälle der Gemeinde Ruggell von ihrer südlichsten (435 m ü. M.) bis zu ihrer nördlichsten Grenze (430 m ü. M.) lediglich etwa fünf Meter. Der Zoller in Ruggell hatte den Strassenzoll zwi- schen Bendern und Bangs, den rheinquerenden Fährverkehr und den Flossverkehr auf dem Rhein zu erfassen. Das heutige Zollhaus liegt am Mühleka- 172