Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

DIE GÄRTEN DES FÜRSTEN ALOYS VON LIECHTENSTEIN / STEFAN KÖRNER Deutschland. Auf den Plantagen, die den Garten um das Herrenhaus ausmachten, verband sich das Nützliche, ein enormes Interesse der Besitzer für sys- tematische Botanik und das Schöne eines Gartens, den Hirschfeld und Goethe lobten. Die meist nordamerikanischen Pflanzen bezogen die Veltheim aus England. Der umfangreiche Kata- log der Pflanzen, «Harbkesche wilde Baumzucht theils Nordamerikanischer und anderer fremder, theüs einheimischer Bäume, Sträucher und strauch- artiger Pflanzen», erschien im Zeitraum von 1795 bis 1800 und lag auch in Eisgrub vor: Joseph Lieska berichtet 1800 über den Erhalt eines Verzeichnisses «Americanischefr] Wald und Verzierungs Bäume»20 aus Harbke. Das Werk, die damals umfangreichste deutsche Dendrologie, geht detailliert auf Wachs- tum, Standortverhältnisse und die Nutzung der Pflanzen ein und gibt im Vorwort einen expliziten Verweis auf die Verbindung des Nützlichen mit dem Schönen. Die Kontakte Flarbkes führten in Gärten ganz Europas. Der Londoner Pflanzenlieferant Velt- heims, Johann Busch, war Lehrer des Vaters des Güterdirektors von Aloys' Bruder Johann, Johann Georg Bernhard Petri. 1804 wird der Veltheimische Gärtner Johann Heinrich Erich von Lieska als guter Freund tituliert.21 Ins thüringische Greiz wurden 1801 Eisgruber Orangenbäume an den Fürsten Heinrich XIII. von Reuss (ältere Linie) versandt.22 Im Gegenzug schick- te der Reussische Fürst, k.k. General-Feldzeugmei- ster, einen Gärtner aus Greiz mit einigen wertvollen Bäumen nach Eisgrub, wo dieser einige Tage die Anlagen besichtigte.23 Der Austausch umfasste si- cher auch Wissen und Ideen zur Gartengestaltung, wurde doch nach einem Hochwasser der Greizer Garten seit 1799 als Landschaftspark neu angelegt. In Zusammenhang mit der Obstbaumzucht Aloys' bat Joseph Lieska 1805 den Fürsten, beson- ders wertvolle Pflanzen in Schönbusch - das Hirsch- feld wegen seiner Obstbaumschule 1785 hervorhebt - zu bestellen.24 Der Schöpfer dieser für Deutsch- land frühesten Englischen Gartenanlagen war der kurmainzische Erzbischof Friedrich Carl Joseph von Erthal. Neben Friedrich Ludwig von Sckell, der wiederum mit Johann Georg Bernhard Petri in 
Schwetzingen zusammengearbeitet hatte, war des- sen Staats- und Konferenzminister Graf Wilhelm Friedrich Sickingen wichtigster Mitarbeiter in Gar- tendingen. Jener stand seit 1794 in Diensten des Kaiserhauses in Wien und pflegte zum Haus Liech- tenstein enge Beziehungen. Der Landschaftsgarten von Schönbusch war also in Eisgrub und Wien wohlbekannt. Der Tausch von Pflanzmaterial ist mit den bedeu- tenden botanischen Sammlungen in Schönbrunn 11) Patriotisches Tageblatt, oder öffentliches Correspondenz- und Anzeige-Blatt für sämmtliche Bewohner aller kais. kön. Erbländer... 9. Mai 1804 (Nr. 37), S. 503. 12) Vgl. Baur, Samuel: Neues Historisch-Biographisch-Literarischcs Handwörterbuch... bis zum Schlüsse des Jahres 1810. Bd. 6, Ulm. 1816, Sp. 830. Vgl. National-Zeitung der Teutschen. 25. April 1805 (17 tes Stück). Sp. 316. 13) Vgl. HALW, Hofkanzlei. Registerband 1796, Miscollon Nr. 57. 15. Februar 1796: Bezug auf: Hofkanzlei. Sig.: C-8/20. 14) Holkanzlei an Joseph Lieska. 21. März 1799: HALW, Hofkanzlei. Sig.: G-3/29 (40). 15) Patriotisches Tageblatt. 9. Mai 1804 (Nr. 37), S. 504. 16) Patriotisches Tageblatt 5. Mai 1804 (Nr. 36). S. 489. 17) Hofkanzlei an Joseph Lieska. 22. Januar 1798; HALW. Hofkanz- lei. Sig.: W-9/14. 18) Vgl. Joseph Lieska an Hofkanzlei. 15. Januar 1804; HALW. Sig.: G-3/55. 19) Auch die l'llanzenschule in Hannover wurde mit unbekanntem Ergebnis angeschrieben (vgl. Joseph Lieska an Fürst Aloys von Liechtenstein, 28. Februar 1800: HALW. Hofkanzlei. Sig.; G-3/30). 20) Joseph Lieska an Fürst Aloys von Liechtenstein, 28. Februar 1800; HALW, Hofkanzlei, Sig.: G-3/30. 21) Vgl. Joliann Heini ich Erich an Joseph Lieska, 18. Oktober 1804; HALW. llofkanzlei, Sig.; G-3/55. 22) Johann Nikolaus Fühl aus Greiz an Fürst Aloys von Liechten- stein, 31. Juli 1801: HALW. Hofkanzlei. Sig.: G-3/36. 23) Vgl. Holkanzlei an den Reussischen Forstmeister von Waldungen, 21. August 1801; HALW, Hoflcanzlei, Sig.: G-3/36. 24) Vgl. Joseph Lieska an Fürst Aloys von Liechtenstein. 13. Februar 1805; HALW, Holkanzlei, Sig.: G-3/58 (241. Die Genehmigung der Be- stellung erfolgte am 15. Februar 1805 (vgl. HALW. Hofkanzlei. Regis- terband 1805, Eisgrub Nr. 24. 15. Februar 1805; Bezug auf: llofkanz- lei. Sig.: G-3/58). 97
	        

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