Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

ten Römischen Reich deutscher Nation eine Holz- knappheit befürchtet wurde. Holz kam eine bedeu- tende Rolle zu: Es war meistverwendetes Baumateri- al und galt als Grundlage fast aller Produktionspro- zesse der Wirtschaft. Als die vielversprechendste Lösungsmöglichkeit galt die Einführung und Kulti- vierung ausländischer Hölzer in «Forstlichen Aus- ländereien». Der damals so «drückende ... Holz- mangel»" galt als gesamtstaatliches Problem, des- halb wurde die Initiative Aloys' in der zeitgenössi- schen Presse als patriotische Tat gewürdigt. Um neue Holzressourcen zu erschliessen, liess der Fürst von Liechtenstein 1790 Strassen in nahezu unzugänglichen Gebieten der mährischen Wälder anlegen12 und Experten über die Steigerung der Lei- stung von heimischen Scheinakazien forschen.13 Im März 1799 begann der erfolgversprechendste Schritt zur langfristig gedachten Heimischmachung amerikanischer schnellwachsender Nutzhölzer in Mähren, «da S. Durch!, die Anpflanzung der ameri- canischen Bäume in den fürstl Forsten im grossen zu verbreiten beschlossen haben».14 Die Umgebung Eisgrubs und die Wälder Feldsbergs waren Probe- fläche und Zentrum dieses «nützliche[n], ...in unse- rer Monarchie zuerst auf den fürstlich Liechtenstei- nischen Herrschaften mit so gutem Erfolge im Großen angefangene Holz Plantationsgeschäft[es]»,ls das zudem die fürstlichen Gärten mit wertvollen Hölzern belieferte. KONTAKTE ZU PFLANZSCHULEN Die Samen, die in den Pflanzschulen des fürstlichen Hauses Liechtenstein genutzt wurden, bezog man vor allem aus deutschen Pflanzschulen. Liier war das aus England stammende Wissen der botanist- gardeners um 1770/80 bereits weit verbreitet. Aloys musste also nicht englisches Wissen be- mühen: Deutschlands Gärten boten ein reiches Spektrum an Erfahrungen über Standortbedingun- gen, Aufzuchtsmethoden und generelle Verwen- dung neuartiger Pflanzen. Der neue Typus von Gärt- ner war überdies in der Lage, Gartenpläne zu ent- werfen und umzusetzen. Da die «Ausländereien» in 
allen Fällen im Zusammenhang mit Gartenanlagen standen, liegen künstlerische Verflechtungen nahe. Einen ersten Hinweis auf die Provenienz von Pflanzmaterial gibt es 1804 im «Patriotischen Tage- blatt», wonach Fürst Aloys 1799 «das Fürstenthum Anhalt-Dessau zu sehen [fuhr], wo schon vor so vie- len Jahren auf geschwinder wachsende Holzgattun- gen gedacht wurde».16 Bereits seit Ende 1797 ver- folgte der Fürst von Liechtenstein die Idee, einen Gärtner zur Ausbildung nach Wörlitz, den in ganz Europa berühmten Garten des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, zu schicken, «um alldort die Plantation der amerikanischen Bäu- me und Stauden, dann die Behandlung der Wälder ... zum weiteren hochfürstl. Dienst sich eigen zu ma- chen».17 Eine einjährige Ausbildung führte im Janu- ar 1798 den jungen Liechtensteinischen Gärtner Jo- seph Lieska (gest. 1807) nach Anhalt-Dessau, wo er unter dem Schutz des Wörlitzer Obergärtners Jo- hann George Schoch d. J. stand und alle Gärten des kleinen Fürstentums kennenlernte. Die ersten Lieferungen amerikanischer Holzsa- men von dort nach Eisgrub fielen in diese Zeit. An- halt-Dessaus Pflanzschulen waren bis 1804 Eis- grubs bedeutendster Lieferant von Pflanzenmateri- al.1s Diese Lieferungen kamen aus den Gärten des regierenden Fürsten und vor allem aus dem Garten des Georgenhauses - heute bekannt als Georgium - bei Dessau, der dem Bruder des Fürsten, Plans Jür- ge, gehörte; sie lagen in Händen der Obergärtner Jo- hann George Schoch in Wörlitz und Dietrich Wil- helm Albert Klewitz in Georgenhaus. Der dort ausgebildete Joseph Lieska sollte sich bei seiner Rückkehr als Plantagengärtner in Eisgrub etablieren und später als Liechtensteinischer Hof- gärtner und Planer der Anlagen als geschickter bo- tanist-gar dener erweisen. Neben Hannover19 und Kassel war Harbke bei Braunschweig unter Pflanzen- und Gartenfreunden der damaligen Zeit wohlbekannt. Christian-Cajus- Lorenz Hirschfeld widmete den Anlagen ein ganzes Kapitel in seiner «Theorie der Gartenkunst»: Die unter Graf Friedrich August Veltheim um 1750 ge- gründete Baumschule zählte zu den bekanntesten in 96
	        

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