Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

Fürst Aloys zwischen barocker Tradition und aufgeklärtem Handeln hingen, Hofhaltung und ökonomischen Bestrebun- gen des jungen Fürsten lässt sich erkennen, wie eng die zeitgeschichtliche, wirtschaftliche und künstleri- sche Komponente verknüpft waren. Durch einen in- terdisziplinären Ansatz von Geschichts- und Sozial- wissenschaften ist es möglich, der komplexen Per- sönlichkeit und ihrem Kunstschaffen nahe zu kom- men. Mit den gewaltigen Umgestaltungen des grossen Naturgartens des Fürsten Aloys in Eisgrub zum eng- lischen Landschaftspark ab 1805, der Vernachlässi- gung der Feldsberger Anlagen seit 1834 und der ständigen Umgestaltung des Rossauer Gartens wur- den die einzelnen Gartenpartien des Fürsten Aloys in ihrem Aussehen zerstört. Die Wirkung und Idee der Kulturlandschaft Feldsberg-Eisgrub, die das Werk zwischen Nützlichkeit und Schönheit am deut- lichsten darstellte, blieben jedoch spürbar: «[E]s ge- währt einen eigenen Reiz, über einen so bedeuten- den Flächenraum alle Schönheiten der neueren Gartenkunst ausgegossen zu sehen; ja man kann sa- gen, daß die Gartenkunst ... Hand in Hand mit der Landwirtschaft ging.»2 (1839) 
Aloys übernahm 1781 die Regentschaft des Hauses Liechtenstein. Seine umfassende Bildung, Reisen durch Deutschland, Italien und vermutlich Frank- reich, ein gebildetes Umfeld, eine riesige Bibliothek sowie umfangreiche Kunst- und Wissenschafts- sammlungen ermöglichten es ihm, die Verwaltung des land- und forstwirtschaftlichen Riesenbesitzes der Familie mit Sachverstand selbst zu überschauen und zu lenken. Bei seinem Regierungsantritt leitete er sofort eine umfassende Wirtschaftsreform der Güter in Österreich, Mähren und Böhmen ein. Da- mit finanzierte er seine späteren Aktivitäten in Kunst und Wissenschaft. Im gesellschaftlichen Spannungsfeld zwischen Auf- klärung und dem in seiner Macht ungeahnten Um- sturz von 1789 hielt der junge Fürst am traditionell geprägten Standesbewusstsein, das mit ständischer Distinktion, feudal-barocker Repräsentation und ei- nem ästhetischen Dilettantismus einherging, fest. So behielt er in Feldsberg eine repräsentative Gar- deabteilung und richtete während der Jagdsaison prunkvolle Feste für den Hochadel aus. 1789 be- gründete Fürst Aloys eine Hofmusikkapelle, für die er Wolfgang Amade Mozart als Kapellmeister ge- winnen wollte. 1790 entstand das Feldsberger Pri- vattheater mit eigener Theatertruppe. - Aloys betei- ligte sich also noch kurz nach der Französischen Re- volution an der barocken Statuskonkurrenz des Hochadels in Österreich. Blick in den Zuschauer- raum des Schlosstheaters von Feldsberg, Photo um 1920. Anlässlich der Feierlich- keiten zum Besuch des Kö- nigs Ferdinando III. von Sizilien und des Kaisers Leopold II. liess Fürst Aloys binnen kürzester Zeit den Theaterbau errichten. Zum Theater gehörte eine eigene Theatergruppe, die im Sommer vom Fürsten aus- gewählte Stücke spielte. 90
	        

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