Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

Version wurde dann offenbar von einem grossen Teil der Bevölkerung übernommen. Ob schon seit den Veröffentlichungen der Veränderungsvorschlä- ge von Gustav Alfons Matt im Jahr 1918 die Hymne in zwei Versionen gesungen wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit belegen. Eine neue Phase der Auseinandersetzung um die Hymne wurde mit einem Artikel, der 1938 in der Ausgabe Nr. 128 des «Liechtensteiner Volks- blatts» erschien, eingeleitet. Der Artikel ist nicht un- terzeichnet, stammt aber mit Sicherheit von Ober- lehrer Alfons Kranz. Die Gegenantwort im «Liech- tensteiner Vaterland» vom 12. November 1938 ist ebenfalls nicht unterzeichnet. Sie gibt die Tonart an, in der in den nächsten Jahren gegen die Abän- derung des Hymnentextes gekämpft wurde. Den Höhepunkt der Hymnen-Fehde bildeten die Artikel, die am 13. Oktober und 26. Oktober 1940 im «Umbruch», dem «Kampfblatt der Volksdeut- schen Bewegung in Liechtenstein» erschienen sind. Rudolf Schädler, damals Besitzer des Hotels Gaflei, später bekannt als Komponist und Wurzelschnitzer, tat sich dabei als besonders aggressiver Schreiber hervor. Im «Umbruch» wurde jeder Versuch, das Wort «deutsch» aus der Landeshymne zu streichen als Volksverrat bezeichnet, der öffentlich gebrand- markt werden solle.33 Die politischen Spannungen in Liechtenstein wa- ren in den Kriegsjahren so belastend, dass nie- mand, vor allem nicht die Mitglieder der Regierung und des Landtages, mit der Abänderung des Hym- nentexts noch mehr Öl ins Feuer giessen wollten. ÄNDERUNGSVERSUCHE NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG Nach Kriegsende wandte sich Gustav Alfons Matt erneut an die Regierung, um eine Änderung des Hymnentexts zu erreichen und legte wiederum ei- ne Version vor, die das Wort «deutsch» nicht mehr beinhaltete. In seinem Schreiben vom 17. Mai 1945 betrachtete Matt seine Textversion primär als An- regung und brachte damit die Idee eines Wettbe- werbs erneut aufs Tapet.34 Dass Matt sich dabei als 
ernsthafter Mitbewerber betrachtete, belegt sein Schreiben vom 15. Juni 1945, in welchem er eine neue überarbeitete Fassung seines soeben einge- reichten Hymnentexts nachlieferte. Sein definitiver Vorschlag lautete wie folgt: 1. Lob dir mein Heimatland Liebes, teures Vaterland Mein Liechtenstein! Gottes starke Hand Schütze dies kleine Land Vor Macht und Überfall Behüt uns überall. 2. Chur-Rätiens Band- Einst deine Wieg' umschlang Freies Vaterland! Frei deine Väter waren Freiheit wir bewahren, Von des Rheines Strand Bis ins Alpenland. 3. Wo die Alpenrosen blüh'n Im Morgenrot und Alpenglüh'n Auf luftigen Höh'n! Wo frei der Senn das Ave singt Der Herde Glockenklang erklingt Dort ist mein Heimatland Mein Vaterland. 4. Ein herrlich Land Von Strom und, Firn' umrahmt Lieb' Alpenland! Dieser Allmacht Segen. War für uns erseh 'n Dem Völklein am Rhein Von Liechtenstein. 5. Hoch leb der Fürst im Land Im kleinen Vaterland Glü cklich und frei! Ein bieder Volk von Treu Ihm das Herz erfreut In Liechtenstein Am schönen Rhein.™ 44
	        

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