Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

DIE LIECHTENSTEINISCHE LANDESHYMNE JOSEF FROMMELT lei ein Fascikel betr. den bezeichneten Simoni vor- handen ist; er dürfte von Seiner Durchlaucht wie- derholt Unterstützungen erbeten haben auch, wenn ich nicht irre, einen Druckkostenbeitrag für eine liechtensteinische Volkshymne. Simoni, der sich in seinen Einsendungen an die Zeitungen selbst als (Vater Simonb u. <Abraham a Santa Cla- ra. II> bezeichnet, ist übrigens nach seinen eigenen Angaben nicht Arzt, sondern Schriftsteller und Doktor der Philosophie ...». Georg Simoni hat die beiden Lieder «Glück auf, mein Liechtenstein» und «Ein Fürstenlied sei unser Sang» 1888 bei den Gebrüdern Stiepel in Reichen- berg drucken lassen und im «Eigenthum und Ver- lag des Verfassers» in Altenmarkt (Steiermark) ver- öffentlicht. Weder hat sich eines der Lieder in Erin- nerung gehalten noch ist eines je in einem Schul- Liederbuch abgedruckt worden. VERSCHIEDENE HYMNENTEXTE IN DER ZWEITEN HÄLFTE DES 19. JAHRHUNDERTS Über die Verbreitung der Hymne von Kaplan Jauch in Liechtenstein ist von seinem unfreiwilligen Weg- gang aus Balzers im Jahr 1856 an bis zum Zei- tungsbericht vom 4. Oktober 1895 über die Eröff- nung der Landesausstellung mit der Erwähnung der liechtensteinischen Volkshymne «Oberst am deutschen Rhein» nichts schriftlich überliefert. Das Schreiben von Landesverweser In der Maur vom 14. Mai 1889 kann nicht ausschliessen, dass dieses Lied gesungen wurde, denn man kann aus ver- schiedenen seiner Äusserungen schliessen, dass der Landesverweser sein Ohr nicht in allen Belangen nahe beim Volk hatte. In verschiedenen Hymnensammlungen, die in der Zeit um 1900 in Deutschland erschienen sind, wird erwähnt, dass Liechtenstein seit den 1850er Jahren eine Hymne habe und, dass ein Priester den Text verfasst habe. Der Name von Jakob Josef Jauch taucht jedoch nicht auf. Woher diese Informationen stammen, lässt sich bis jetzt nicht nachweisen, da dazu keine Korrespondenzen gefunden wurden. 
In der Maurs Bemerkung im auf den Seiten 26 und 27 zitierten Schreiben, dass von privater Seite mehrmals versucht worden sei, eine solche Lan- deshymne einzuführen, ist aber möglicherweise ein Hinweis auf die Verwendung der englischen Llymnenmelodie. Vielleicht verweist er damit auch auf die ersten Versuche, für Liechtenstein ein pa- triotisches Liedgut zu schaffen. Auf welche Lieder und Gedichte sich die Äusserung von Landesver- weser In der Maur bezieht, kann nach jetzigem Wissensstand nicht geklärt werden. DIE ERSTE AUFZEICHNUNG UND REARREITUNG DER MELODIE IN LIECHTENSTEIN Die bis jetzt älteste geschriebene Notenversion der Melodie fand ich im Partiturbuch des Florian Kind- le (1838-1909) in Triesen. Für ein Gruppe von fünf Bläsern, welche 1862 die «Musikgesellschaft Trie- sen» gegründet haben, schrieb er über 60 Kompo- sitionen und Bearbeitungen von Tänzen, kleinen Konzertstücken und Kirchenliedern und trug diese in sehr sauberer Schrift in ein Partiturbuch ein. Diese Arbeiten für die «Musikgesellschaft Triesen» setzte er über mehr als zehn Jahre fort. 1872 kom- ponierte Florian Kindle ein deutsches «Te Deum lauclamus» für Sopran, Alt, Tenor und Bass mit Be- gleitung. Die Begleitung bestand aus Clarinett Es, Clarinett B, Bügel B, Cornett B, Althorn Es, Trom- pete Es und Bombardon Es. Dieses Werk ist sig- niert mit «Flori Kindle, den 2. Dezemb. 1872». Zwei Seiten weiter hat er eine Bearbeitung von «Rufst du mein Vaterland», also der Melodie der Liechtensteinischen Hymne, für neun Instrumente eingetragen. Kindle hat das Gymnasium in Schwyz besucht und das Theologiestudium in Chur absolviert. Es war also naheliegend, dass er für die Hymne den 22) Vermerk auf der Rückseite: Nachdem die fraglichen Lieder von dem betreffenden Lehrer (Ospelt) retourniert wurden ad acta. Vaduz, 19. Dezember 1888, In der Maur. 31
	        

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