Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

DIE LIECHTENSTEINISCHE LANDESHYMNE JOSEF FROMMELT Bemühungen in Liechtenstein zur Einführung einer Nationalhymne DER TEXT VON JAKOB JOSEF JAUCH Jakob Josef Jauch wurde am 8. Mai 1802 im russi- schen Sebastinowska als zweiter Sohn des Aloys Xaver Jauch und der Elisabeth Dolle geboren.18 Sein Vater Xaver Aloys Jauch entstammt der Magi- straten- und Militärfamilie Jauch, die erstmals 1388 im Kanton Uri nachgewiesen ist. Jauch kam 1852 als Frühmesser nach Balzers, versuchte viele Neuerungen, besonders auf dem Bildungssektor und in der Modernisierung der Landwirtschaft, einzuführen und baute im Auftrag und mit Hilfe der Fürstin Franziska de Paula von und zu Liech- tenstein, geb. Gräfin Kinsky, das Haus Gutenberg. Das Ziel dieses Baus bestand darin, eine Knabener- ziehungsanstalt einzurichten, die dann allerdings nicht zustande kam. Kaplan Jauch muss aber mit seinen fortschrittlichen Ideen und dem Tempo, in dem er sie realisieren wollte, sehr angeeckt haben, da er offenbar nicht überall verstanden wurde. So gross anfangs seine Anerkennung war, so schmerz- lich war sein Abgang. Nach Auseinandersetzungen in der Gemeinde und anscheinend auch mit dem Pfarrer und dem Bischof musste er 1856 Balzers verlassen und wurde Kaplan des ersten Schweizer Regiments in Palermo. Dort starb er am 5. Dezem- ber 1859 an einem Blutsturz. Der Text der liechtensteinischen Volkshymne stammt mit grösster Wahrscheinlichkeit von Ka- plan Jauch. Grund zu dieser Annahme ist die erst- malige Nennung des Anfangstextes der Volkshym- ne in einem heute noch im Nachlass von Emanuel Vogt vorhandenen Brief, den Jauch nach seinem unfreiwilligen Weggang aus Balzers an die ihm of- fenbar nahestehende Familie des Franz Anton Kaufmann in Balzers vom 11. Februar 1858 aus Pa- lermo geschickt hat. Einige Sätze aus diesem Brief seien nachfolgend zitiert: «... Dann meine gute Harfe, auf der ich fromme Lie- der spiele und singe. Als ich bei der Ankunft des letzten Briefes von Balzers <Oberst am Deutschen Rheim zu singen anfing, versagte mir die Stimme unter Thränen der Wehmuth über das arme Völk- chen von Liechtenstein und musste mehrere Male frisch ansetzen. Auf meinen Spaziergängen beglei-tet 
mich Balzers, mein kleiner Hund ... Wenn es heute Gottes Wille wäre, dass ich in das arme Ländchen zurückkehre, so ging ich willig und noch heute dorthin zurück und es ist recht, dass jeder- mann dies wisse, denn ich bin auch das erstemal nicht auf eigenen Kopf sondern bloss nach Gottes Willen vom Bischof gebeten, nach Balzers gekom- men. Was aber Gott nicht will, will ich auch nicht und solange Bischof und Fürst mich nicht zurückru- fen, komme ich gewiss nicht einmal in die Nähe von Liechtenstein, geschweige denn nach Balzers ...». Aus welchem Antrieb, zu welchem Anlass und in welchem Jahr Jauch sein Gedicht geschrieben hat ist nicht bekannt. Er muss es aber in der Absicht 18) Zum Leben und Wirken von Jakob Josef Jauch verweise ich auf die Untersuchungen zu Leben und Wirken von Kaplan Jauch von Emanuel Vogt. Balzers. 1994. Schreiben des Landesver- wesers Carl von In der Maur vom 14. Mai 1889 an die Fürstliche Hofkanzlei in Wien. Darin wird bestätigt, dass der Balzner Kaplan Jakob Josef Jauch eine Hymne nach der Melodie von «Heil dir im Sieger- kranz» verfasst habe. Dies ist der erste sichere Beleg für Jauchs Autorschaft des Hymnentextes. 25
	        

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