BRANDBESTATTUNGEN AUS DER EISENZEIT VOM «RUNDA BÖCHEL» IN BALZERS / MARIANNE LÖRCHER Die hier beschriebenen Brandbestattungen wur- den! am Fusse des Hügels «Runda Böchel» angelegt, in unmittelbarer Nähe des Kulthügels Gutenberg. Die Topographie an dieser Stelle im Rheintal schränkte die Möglichkeiten, Bestattungsorte zu haben, massiv ein. Die Geländeerhebung «Runda Böchel» dürfte damals als Land- oder eher als Felszunge in der vor- wiegend sumpfigen Rheinebene herausgeragt ha- ben, zum Beispiel umgeben von lockerem Erlen- und Weidenwald. Die Mäander des Rheins haben die Erhebung umflossen und das umgebende Land zeitweilig überschwemmt.61 Die Landmassen haben wohl auch in noch früherer Zeit vor allem aus Ried- land bestanden. Kultbezirke und Grabhügel waren vorwiegend für verstorbene Stammesfürsten errichtet worden. Es gab heilige Bezirke in der freien Natur, nament- lich an Waldrändern und in Hügelform; «es kann vermutet werden, dass sie der Beachtung der Nach- lebenden zugedacht waren».62 Möglicherweise hatte die Form der Fürstengrä- ber- und Hügelgräber-Anlagen Vorbildfunktion für Bestattungsorte «Normal-Sterblicher». Bestimmt hat aber die geographische Lage die Wahl des Be- stattungsortes zusätzlich beeinflusst. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass beim eisenzeitlichen Bestattungsort «Runda Böchel» der Bestattungsbrauch «pars pro toto»63 gepflegt wur- de. Neben dem spärlichen Platz, welcher das Brauch- tum der Brandbestattung begünstigt hat, kann da- von ausgegangen werden, dass zu jener Zeit die Jenseitsvorstellungen nicht mit einer körperhaften Existenz verbunden waren. 61) Bühler et al, 1982. (Vgl. auch die späteren Darstellungen auf der Kolleffel-Karte von 1756 und St. Luzisteig in: Büchel, 1987.) 62) Behrends. 1981. 63) Siehe Fussnote 23 auf Seite 183. 203