BRANDBESTATTUNGEN AUS DER EISENZEIT VOM «RUNDA BÖCHEL» IN BALZERS / MARIANNE LÖRCHER Mitbestattete Tierknochen finden sich immer wieder in Leichenbränden. Der Anteil an angeseng- ten Tierknochen beträgt in der Bronzezeit und der älteren vorrömischen Eisenzeit durchschnittlich 30 Prozent. In der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und der beginnenden Kaiserzeit liegt der Wert dage- gen bei gut 70 Prozent.41 Somit befinden wir uns mit den hier gefundenen Resultaten etwa in der Mitte der Erfahrungswerte dieses Bestattungsbrauch- tums. Die Beimengung von Tierknochen, verbrannt und/oder unverbrannt, kann im Zusammenhang mit dem Grabritus interpretiert werden. Aus der Vertei- lung kann dazu jedoch nur schwerlich eine Erklärung gefunden werden. Aus der Tatsache aber, dass die Tierknochenfragmente weniger stark bis gar nicht verbrannt sind, könnte der Schluss gezogen wer- den, dass es sich auch um Speisereste handeln könnte, welche anlässlich der Einäscherung der Verstorbenen auf den Scheiterhaufen gekommen sind.42 Besonderheiten In verschiedenen Gräbern fanden sich Schädel- und Langknochenfragmente mit Rostanhaftungen (vgl. Abb. 3). Es können Hinweise dafür sein, dass im Grabzusammenhang sich Beigaben oder Trachtbe- standteile aus Metall in unmittelbarer Nähe der Lei- chen bzw. Brandreste befunden hatten. In vielen Gräbern sind bei den eisenzeitlichen Brandresten immer wieder Holzkohlepartikel im Leichenbrand beigemengt gefunden worden. Sie sind wohl beim Einsammeln der Leichenbrandreste vom Verbrennungsplatz direkt mit in die Gräber eingefüllt worden.
FUNDKONZENTRATIONEN Durch die archäologischen Erkenntnisse sind ver- einzelte Streufunde zu sogenannten Fundkonzen- trationen zusammengefasst worden. Nur in fünf von den in der archäologischen Auswertung besproche- nen zwölf Fundkonzentrationen ist Leichenbrand enthalten. AREALFOSER Fundkonzentration 1 Dazu werden die Funde Nr. 30 und 31 gezählt. Die Leichenbrand-Zusammensetzung ist repräsentativ. Insgesamt handelt es sich um 173 Gramm Leichen- brand. Der Verbrennungsgrad variiert zwischen II, IV und V. Die Fragmentgrösse ist durchschnittlich klein bis sehr klein, das grösste Fragment misst 34 mm (Schädel). Die Altersmerkmale (Nahtbefun- de am Schädel) sprechen für ein spätjuveniles oder älteres Individuum. Es gibt Fragmente mit eher weiblichen Merkmalen (grazile Ausbildung eines Teils des Jochbeins, Mass la), aber auch mit eher männlichen Merkmalen (Felsenbein, Radiusgelenk mit relativ grossem Durchmesser). Es könnte sich sowohl um eine Doppelbestattung als auch um ver- schleppte Elemente handeln. In beiden Fundnum- mern sind verbrannte und unverbrannte Tierkno- chen enthalten. Fundkonzentration 6 In der Fundkonzentration 6 finden sich Leichen- brandreste aus dem 5. Abstich von Quadratmeter N943 (Lauf Nr. 73). Diese Reste wiegen nur drei Gramm und sie bestehen lediglich aus Langkno- 41) Schutkowski und Hummel. 1992. 42) Die Tierknochen wurden von Marcel Veszeli, Seminar für Ur- und Frühgeschichte, Abteilung Archäobiologie, Universität Basel, analysiert und sind in der Publikation von Gurtner, 2004. beschrie- ben. 43) Die Bezeichnungen der Koordinaten sind in Abb. 1 I ersichtlich. 191