Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

10 mm Abb. 5: Grab 9. Oberkiefer- 3-fach vergrössert fragment mit Zahnfächern des Wechselgebisses 10 mm Abb. 6: Grab 8. Fragment 3-fach vergrössert des Augenhöhlendaches mit fortgeschrittener Cri- bra orbitalia: Eisenmangel im Blut kann zu diesem Krankheitsbild führen: in der Folge beginnt im Au- genhöhlendach ein Sub- stanzabbau im Knochen und es entsteht eine sieb- artige Durchlöcherung des knöchernen Augendaches. 
Zahnstein, am Kiefer Schwund des Zahnhalteappa- rates (Parodontitis) und an den Zahnwurzeln Spu- ren entzündlicher Prozesse beobachtet werden. Weitere pathologische Veränderungen am Schä- del und postkranialen Skelett können selten festge- stellt werden: an Wirbeln Spondylosis deformans, an Langknochen Spuren verheilter Frakturen oder anderer Verletzungen und Reaktionen auf Knochen- hautentzündungen, an Gelenken Hinweise auf Ar- thritis; in Ausnahmefällen ergeben sich Hinweise auf Mangelernährung, z.B. Cribra orbitalia2'' oder Harris'sche Linien (Abb. 6).30 Sogenannte «epigenetische oder nicht-metrische Merkmale» stellen am Knochen kleinere, vererbli- che Abweichungen vom Üblichen dar.31 Sie sind, so- fern die geeigneten Knochenbereiche erhalten sind, auch bei Leichenbränden beobachtbar. Obwohl Tierknochenfragmente bereits bei der Gra- bung aussortiert worden sind, fanden sich im Areal Kaufmann in etwa 70 Prozent und in etwa 87 Pro- zent der Funde vom Areal Foser weitere Tierkno- chenreste. Sie sind grösstenteils unverbrannt oder weisen in vielen Fällen eine niedrigere Verbren- nungsstufe auf als der menschliche Leichenbrand. Im Katalog ist jeweils erwähnt, ob Tierknochen zu- sammen mit Leichenbrand gefunden wurden und ob sie verbrannt waren oder nicht. Die Tierkno- chenbestimmung ist in der Publikation von Gurtner nachzulesen.32 Die Ergebnisse der Tierknochenana- lyse können zusätzliche Gesichtspunkte zum Ablauf des Bestattungsrituals beisteuern. Auffällige Besonderheiten der Brände bezüglich Gewicht, prozentualer Anteil der Schädelfragmente am gesamten Leichenbrandgewicht, Fragmentie- rung oder Beimengung von Holzkohle können wei- tere Hinweise geben auf den Ablauf der Bestattun- gen (z.B. Holzartbestimmung des Scheiterhaufens, Teilbestattungen etc.). Eigentlich ist es unmöglich, die Bestattungssitten einer prähistorischen Bevölkerung oder gar einer ganzen Kulturgruppe in ihrem vollen Umfang zu er- fassen. Es lassen sich allenfalls einige Grundzüge oder einzelne Aspekte herausarbeiten. 184
	        

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