Rostanhaftungen und -Verfärbungen können Hin- weise auf metallhaltige Beigaben geben (Abb. 4). Mit dem Fragmentierungsgrad ergeben sich Aus- sagen über den Erhaltungszustand eines Leichen- brandes. Die Fragmentkleinheit kann sowohl das Ergebnis von Bodendruck und Frostsprengung, die im Laufe der Zeit gewirkt haben, als auch Ausdruck bestimmter Beisetzungsformen sein. Es wird die durchschnittliche Grösse der Fragmente angege- ben. Sie ist folgendermassen abgestuft: sehr, sehr klein alle Fragmente unter 10 mm linearer Grösse (auch «Grus» genannt) sehr klein kleiner oder gleich wie 15 mm durchschnittlicher linearer Grösse klein 16 bis 25 mm durchschnittlicher linearer Grösse mittel 26 bis 35 mm durchschnittlicher linearer Grösse gross 36 bis 45 mm durchschnittlicher linearer Grösse sehr gross grösser als 45 mm durchschnitt- licher linearer Grösse Zusätzlich zur absoluten Angabe in Millimetern (mm) wird das grösste Fragment des gesamten Brandes ausgemessen und wenn möglich nach Knochenregi- on bestimmt. Als Kriterium der Vollständigkeit eines Leichen- brandes gilt weniger sein Gesamtgewicht als die Tatsache, ob er repräsentativ ist und auch kleinste Skelettteilchen enthält. Sobald alle Körperregionen wie Schädel, Rumpf, obere und untere Extremitäten, Zahnreste sowie kleinere Hand- und Fussknochen vertreten sind, kann der Brand als vollständig, eben repräsentativ, betrachtet werden (R+). Wenige (ausgesuchte?) Teile können LIinweise geben auf eine symbolische Aufsammlung (pars pro toto).Zi Teilbestattungen sind schwierig abzugrenzen. Geschieht das Einsammeln der Knochen kurz nach dem Abschluss der Verbrennung, sind vor allem die spongiösen Bereiche24 vom völligen Zerfall bedroht.
Der Anteil der Schädelknochen liegt im Allgemeinen bei durchschnittlich 15 Prozent. Wird er stark un- terschritten, kann das auf mangelnde Sorgfalt oder Absicht bei den Menschen hindeuten, die im Rah- men der Bestattungszeremonie für das Auslesen der Reste aus den Rückständen des Scheiterhaufens ver- antwortlich waren. Die zur Bestimmung von Alter, Geschlecht und Körperhöhe wichtigen Stücke wer- den besonders erwähnt. Alle anatomisch näher ansprechbaren Knochen- regionen werden erfasst und aufgelistet. Dabei wur- den für das Verzeichnis der eisenzeitlichen Grab- stätten Abkürzungen verwendet (siehe S. 205). Bei der Geschlechtsbestimmung kremierter Kno- chenreste gelten prinzipiell dieselben Kriterien wie bei unverbrannten Skeletten. Formmerkmale an Schädel und Becken werden durch den Verbren- nungsvorgang jedoch sehr stark deformiert und das fragmentarische Erscheinungsbild erschwert eine Beurteilung der Geschlechtsmerkmale. Zur Abgren- zung der Geschlechter anhand des Leichenbrandge- wichtes können keine Absolutwerte angegeben wer- den, da eine Vielzahl von Faktoren die Knochen- menge beeinflussen kann (siehe Leichenbrand- gewicht). Somit werden metrische Diagnosen zur Ergänzung beigezogen. Am vorliegenden Material wurden folgende Masse aus der leichenbranddia- gnostischen Praxis zur Geschlechtsbestimmung ver- wendet.25 la maximale Dicke der Schädelknochen im Bereich der Kalotte lb Schädelknochendicke zwischen der Protuberantia occipitalis externa und interna 2 Wanddicke der mittleren Femurdiaphyse gegenüber der Linea aspera 3c Wanddicke der mittleren Humerus- diaphyse gegenüber der Tuberositas deltoidea 4 Wanddicke der mittleren Radiusdiaphyse gegenüber der Margo interossea TV Tibia Vorderkante L'asp Dicke der Linea aspera 182