Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

BRANDBESTATTUNGEN AUS DER EISENZEIT VOM «RUNDA BÜCHEL» IN BALZERS / MARIANNE LÖRCHER Einleitung Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der anthro- pologischen Auswertung und Interpretation der bronze- und eisenzeitlichen Leichenbrandfunde aus der Grabung in Balzers der Jahre von 1981 bis 1983 vom «Runda Büchel», Areale Foser, Kaufmann und Strasse Mälsner Dorf.1 Die im Leichenbrand teilwei- se enthaltenen Reste unverbrannter menschlicher Knochenteile gehören zu den frühmittelalterlichen Körperbestattungen und werden an anderer Stelle besprochen.- Bei den eisenzeitlichen Brandbestattungen han- delt es sich um Begräbnisstätten aus dem Übergang von der Hallstattzeit zur Früh-Latenezeit.H Viele unverbrannte oder nur teilweise angeseng- te Tierknochenreste wurden aufgefunden: vielleicht ist eine Wegzehrung für die Reise ins Jenseits mitge- geben worden. Eisenzeitliche Leichenbrände aus Graubünden4 und dem Tessin5 werden bezüglich Zusammensetzung, Fragmentgrösse und Verbren- nungsgrad verglichen, da bei den Beigaben wieder- kehrende Formen und Typen erkannt worden sind. Die Forschungsgeschichte der Areale ist nachzu- lesen in der Dissertation von Gurtner.h Die Parzelle Foser befindet sich am Südfuss des «Runda Böchel» und umfasst etwa 500 m2. Auf der Nachbarparzelle, dem Areal Kaufmann, betrug die Grabungsfläche etwa 1176 ml. Leichenbrand hat in der Vor- und Frühgeschichte eine räumlich und zeitlich weite Verbreitung. Wenn wir bedenken, dass die Leichenverbrennung von der mittleren Bronzezeit bis in die Völkerwande- rungszeit die vorherrschend bis ausschliesslich ge- übte Bestattungsart in Mittel- und Nordeuropa war,7 so müssen diese Funde vom «Runda Böchel» in Bal- zers entsprechend bedeutungsvoll eingestuft wer- den, zumal sie für das Fürstentum Liechtenstein seit 1946 (Fund eines Brandgrabes aus der frühen Bronzezeit8) bis zur Aufarbeitung dieser Funde die einzigen Leichenbrände darstellen.9 Obwohl in die- ser Zeit immer wieder auch Körperbestattungen auftreten, befinden wir uns mit diesen Brandresten sozusagen in der «Hochblüte» des Brauchtums der Feuerbestattung. In diesem Sinne ist wohl auch zur Zeit der Gra- bung von 1981 bis 1983 entschieden worden, Grab 
Nr. 4 als Beispiel in ganzem Umfange zu bergen. Wie aus dem Grabungstagebuch10 zu entnehmen ist, wur- de dieses Grab «seines klaren architektonischen Aufbaues und seiner isolierten Lage am nordöstli- chen Rande der Gräbergrupppe zur Rekonstruktion im Liechtensteinischen Landesmuseum in Vaduz Stein für Stein abgebaut und dokumentiert». Zur Neueröffnung des Landesmuseums 2003 konnte die- ses Grab nun im Bereich «siedeln» steingerecht re- konstruiert werden (vgl. Abb. I).11 Der Fundort «Runda Böchel» befindet sich in der geschichtsträchtigsten Gegend des Fürstentums Liechtenstein. In unmittelbarer Nähe gab es Funde von der Jungsteinzeit bis ins Frühmittelalter.12 Auch die geografische Lage ist speziell, indem sowohl Tei- le des Rheintals in der Nord-Südausdehnung als auch der Pass St. Luzisteig vom «Runda Böchel» aus einsehbar und zugänglich sind. 1) Gurtner. 2004. 2) Lörchcr, 2003. 3) Bill, 19S5. 4) Kaufmann. 1978. 5) Primas. 1970. 6) Gurtner. 2004. 7) Herniiann et al., 1990. 8) Erter. 1992. 9) 2004 sind in Balzers römische Brandbestattungen im Kietli gerunden worden (siehe Zeilungsmcldung vom 23. November 2004). 10) Grabungstagebuch von Thierry Weidmann. 11) Für die gute Zusammenarbeit bei der Rekonstruktion dos Grabes im Liechtensteinischen Lanclcsmuscum danke ich Norman Hübe herzlich. 12) Bill; Etter. 1981. 177
	        

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