Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

ZENSUR IM GEBIET DES HEUTIGEN FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN / WILFRIED MARXER BUCHDRUCKKUNST UND BUCHERZENSUR Die Zensur hatte nach der Erfindung der Buch- druckkunst durch den Mainzer Johannes Guten- berg Mitte des 15. Jahrhunderts eine neue Dimen- sion erhalten, da das Buch zunehmend Massenver- breitung erlangte.23 Das Bildungswesen war im nachmaligen Liechtenstein allerdings noch stark unterentwickelt.24 Erst 1805 wurde die allgemeine Schulpflicht eingeführt. In der Zeit des Hexen- wahns im 17. Jahrhundert betraf somit eine allfäl- lige Zensur insbesondere die gebildeten Leute, vor- rangig auch die Priester, für welche kirchliche Zen- surmassnahmen wirksam waren.2f> Die katholische Kirche kannte zu diesem Zweck das <Imprimatur> (Druckerlaubnis) und den <Index Librorum Prohibi- 15) Ebenda. S. 22 (Kaiser 1847, S. 13). 16) Kaiser 1989, S. 86. 17) Die Trinitätslehre (Dreifaltigkeit von Gott. Gottessohn und Heili- gem Geist) und die in verschiedenen Varianten verfolgte arianische Lehre (mit der Einzigartigkeit Gottes) beherrschte die Kirchenaus- einandersetzung im 4. Jahrhundert und endete mit der bis heute mehrheitlich akzeptierten Trinitätslehre. Vgl. Newman 1833/1871. 18) Jones 2001, S. 517. Zur Literaturzensur allgemein ebenda, S. 1435-1451. 19) Kaiser 1989. S. 22 (Kaiser 1847. S. 13). Zur Mediengeschichte im Mittelalter vgl. Faulstich 1996b. 20) Vgl. Jones 2001, S. 518-522 sowie S. 1187-1 189. Die Hinrich- tung von Ketzern auf dem Scheiterhaufen stützte sich auf einschlägi- ge Stellen im Neuen Testament, die wörtlich genommen wurden. So sagt Jesus im Johannesevangeliuni 15.6 (Der wahre Weinstock): «Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müs- sen brennen.» Dabei wurden Zwang und Folter als Akt der christli- chen Nächstenliebe erachtet, um verirrte Schafe wieder auf den rich- tigen Weg zu bringen. Folter betreffe nur den Körper, schädige aber nicht die Seele. 21) Jones 2001. S. 1187. 22) Vgl. Seim 1997. S. 96. 23) Zur Mediengeschichte in der frühen Neuzeit vgl. Faulstich 1996c. 24) Noflatscher 1988. S. 161. schreibt, dass «um 1800 die Alphabe- tisierung der Liechtensteiner, anders als ihrer Nachbarn im öster- reichischen Vorarlberg, auf einem Tiefstand (war).» 25) So verfügte beispielsweise der Triosner Pfarrer Valentin von Kriss in seiner Bibliothek über Bücher, die die Hexenverfolgung befürwor- teten und solche, die sie ablehnten; vgl. Tschaikner 1998, S. 30. 
INDEX LIBRORVM PROHIBITORVM EXPVRGANDORVM NOVISSIMVS. PRO CATHOLICIS HISPANIARVAf Hgnis PHILIPPI IV, TtgU Catkol. JLL- AC R. D- D- ANTONII A SO TO MAI OR Supremi Prarfidis, & in Regnis Hifpaniarum, Sirilix, & Indiarum Generalis Inquifitoris, &c. juflii ac ftudiiss luculcmer & vigilantiflime recognitus: BS CONS1LIO irt MX Mi SENATrS 1 K&Vl SITION1 $ CENEIAL1S. luxe» E»m>[.üi nenfum M A D Jt 1 T Ii EX TYPOGRAPHJEO 
DIDACI D1AZ. SMtr,imm LL* HVIRTA. IM, BC. ix ri '• Titelbild des <Index Libro- rum Probihitorum> aus dem Jahr 1667. Dieses Ver- zeichnis der verbotenen Bücher wurde bis 1966 von der katholischen Kir- che als verbindliche Publi- kation herausgegeben. Es erschien erstmals 1559 und wurde laufend aktuali- siert. Der Index diente den katholischen Reichsherr- schaften - darunter befand 
sich auch das heutige Fürs- tentum Liechtenstein - als Grundlage für Zensur- massnahmen. Dabei gin- gen weltliche und geistli- che Zensur Hand in Hand. 143
	        

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