Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

in diesem Sinne in ihrer Gesamtheit als «unein- geschränkte romantisch-feudale Gestaltungsfreu- de».110 Hierin zeigte sich die reaktionäre Gestal- tungsweise einer die Restauration des alten Herr- schersystems betreibenden Obrigkeit. Gestalterisch bedient sich diese des Landschaftsgartens, entleert ihn aber inhaltlich und effektiv zur blossen Kunst- form. Die Pflanzungen in den Gärten von Eisgrub und Feldsberg folgten nun einer primär ästheti- schen Komponente, die auf malerische Wirkung ei- ner Landschaft aber nicht auf die Gesamtidee der Gesellschaftsverbesserung abzielte. Denn späte- stens mit dem Niedergang des Heiligen Römischen Reiches war auch der Vernunftsoptimismus der Aufklärung in der deutschen Gesellschaft ge- schwunden. Es hatte sich gezeigt, dass auf die Fra- ge, wie die Welt zu verstehen sei, nicht die reine Ant- wort gegeben werden konnte. Die neue Zeit ver- suchte nicht mehr durch das «schöne Nützliche», wie Bildung und Kunst, Fragen der Gesellschaft zu beantworten. Kunst verlor die Bedeutung als aukto- rial-allwissende Ratgeberin und wurde nicht mehr mit einer positiven oder irgend anders gearteten Mythologie verbunden. Mit der scheiternden Anlage eines Gartens als Allegorie auf die Seelen zeigte Jo- hann Wolfgang von Goethe 1809 in den «Wahlver- wandtschaften», wie unlöslich das Bestreben nach der Verständlichkeit der Welt war, nach deren ratio- naler Verbesserung Fürst Aloys Joseph I. von Liech- tenstein in seinen Gärten noch strebte. 110) Schwarz. Mario: Klassizismus und Romantik auf den Besitzun- gen des Fürsten Liechtenstein. In: Wissenschaftliche Schriftenreihe Nioderösterreich: Architektur des Klassizismus und der Romantik in Niederösterrcich. Nr.62/63 (1982). S. 89-44, hier S. 44. 132
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.