Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

DIE GÄRTEN DES FÜRSTEN ALOYS VON LIECHTENSTEIN / STEFAN KÖRNER Die Feldsberger Gärten. Zwischen «barocker Steifigkeit» und «gesetzloser Freiheit» Die Herrschaft mit der gleichnamigen Stadt Felds- berg erfuhr unter Aloys eine ebenso starke Förde- rung wie die nördlich anschliessende Herrschaft Eisgrub. Jedoch entgegen dem Sommersitz, der mu- stergültig Landesentwicklung, Landwirtschaft und Gartenbau vereinte, lag hier der Schwerpunkt auf Waldbau und Repräsentation des Hauses durch grosse Feste und Jagden. Im 19. Jahrhundert galt Feldsberg als der gewöhnliche Herbstaufenthalt des Fürsten, an dem die grossen Jagden den österrei- chischen Hochadel versammelten. Dann war Felds- berg «Brennpunkt, in dem alle Strahlen Österreichs zusammentreffen».92 Im Zusammenhang mit den Planungen in Eis- grub begann Aloys auch die Herrschaft Feldsberg ökonomisch umzugestalten: So wurden 1791/92 die Wälder für Jagd und Forst neu eingeteilt, erst dann zwei Gärten umgestaltet. Bei der Waldeinteilung übernahm man das vom Feldsberger Schloss ausge- hende barocke Alleensystem und suchte bei der An- lage von neuen Wegen und Schneisen wiederum Nützliches mit Schönem zu verbinden. So waren die forst- und jagdtechnischen Neueinteilungen des zwischen den Liechtensteinischen Residenzen gele- genen Theimwaldes mit ästhetischen Gesichtspunk- ten abgestimmt. Dass hierbei nicht von barocker Regelmässigkeit abgegangen wurde, entspricht dem zeitgenössischen Gartengeschmack und ökonomi- schen Gesichtspunkten der Gütereinteilung, die ja als Zusammenhang verstanden wurden. Der «große Jagdpark»93 diente dem Anbau der neuen amerika- nischen Forsthölzer und war Austragungsort der Parforcejagden, bei denen die innovative ökonomi- sche Nutzung besonderes Aufsehen erregte. Llöhepunkte dieser Gütereinteilung der Herr- schaft Feldsberg waren jedoch wiederum die Gär- ten. 
SCHLOSS UND GARTEN FELDSBERG Bis 1794 bot sich der Schlossgarten als kleines ba- rockes Parterre auf der nach Süden vorgelagerten Bastion dar. Die Lieferungen der ersten exotischen Bäume aus der Eisgruber Ausländerei zeigen je- doch, dass spätestens ab 1801 der Feldsberger Schlossgarten eine ebenso grosse Bedeutung in den Umgestaltungen unter Aloys einnahm wie der Eis- gruber Naturgarten: So gingen die ersten Lieferun- gen exotischer Pflanzen mehrheitlich in die Felds- berger Anlagen, wo zum Beispiel 1801 und 1803 deutlich mehr neue Bäume als in Eisgrub gepflanzt wurden. Die Planungen zur drastischen Vergrösserung des Gartens zum Hang des südlich vorgelagerten Rei- stenberges begannen 1793 und wurden ab 1797 mit der Neuanlage von Wegen und Baumgruppen um- gesetzt. Die neuen Englischen Anlagen schlössen an den barocken Basteigarten an und Hessen dem Au- tor des «Patriotischen Tageblattes» von 1804 den Schlossgarten als Mischung von Französischen und Englischen Anlagen erscheinen, die mit «Alleen und Schattengängen, mit Blumen, blühenden Sträu- chern, und Obstanlagen ... abwechselnd einge- theilt»94 waren. Zu diesem mannigfaltigen Bild trug sicher neben dem Ostbaumgarten und einem Blu- mengärtl der bis 1805 verwirklichte Weingarten bei.95 Mit diesen und den Anlagen des Küchengar- tens zeigte sich ein Garten im Englischen Stil, der wiederum Schönes mit Nützlichem zu verbinden wusste. Im Garten befanden sich auch einige Lustbauten, «aber keine so großen Gartengebäude, wie zu Eis- grub»,96 wie eine zeitgenössische Quelle überliefert. 92) Krickel 1829, S. 80 f. 93) Patriotisches Tageblatt. 5. Mai 1804 (Nr. 35), S. 486. 94) Ebenda. S. 485. 95) Vgl. HALW, Hofkanzlei. Registerband 1804, Feldsberg Nr. 21, 29. März 1804/Nr.25, 12. April 1804: Bezug auf: Hofkanzlei. Sig.: E 2-8/75. 96) Patriotisches Tageblatt. 5. Mai 1804 (Nr. 36), S. 486. 121
	        

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