WALSER UND RHEINBERGER, DIE WIRTEFAMILIEN DES GASTHAUSES «LÖWEN» / RUDOLF RHEINBERGER Franzosen hatten 1799 auch ganz in der Nähe des «Löwen» zwei Lager aufgeschlagen, das eine im «Quäderle» und das andere im «Oberfeld», «mit mehreren hundert Soldaten».19 Auf Johann Jakob Lerch folgte im Jahr 1801 Jo- sef Schelldorf und auf diesen schon nach einem Jahr Peter Matt,20 der den «Löwen» von 1802 bis 1804 führte. Peter Matt (1762-1821.)21 stammte aus Mauren und war dort vorher Wirt auf der Taverne zum «Hirschen» gewesen. Peter Matt wurde ab- gelöst von Matthäus Hämmerle, der die Wirtschaft noch bis zum Jahr 1809 betrieb. 1809 BIS 1827: DEB AUSSCHANK IM «LÖWEN» BUHT Im Gasthaus «Löwen» ruhte dann der Ausschank von 1809 bis 1829 völlig.22 Warum dieser Unter- bruch? Hatte Johann Rheinberger mit seinen Päch- tern schlechte Erfahrungen gemacht? Man darf es vermuten. Schon die oft recht kurze Pachtdauer lässt darauf schliessen. Das Haus wurde aber auch von zahlreichen Familienmitgliedern bewohnt. Erst als im Jahr 1827 Alois Rheinberger den Hälftean- teil am Haus von seinem Halbbruder Josef Ferdi- nand gekauft hatte und dieser mit seiner Frau und den sechs Kindern in das Rote Haus gezogen wa- ren, gab es im «Löwen» wieder mehr Platz. Wie bereits erwähnt, hatte Johann Rheinberger, der Besitzer des «Löwen», schon im Jahr 1791 die fürstliche Taverne zum «Adler» in Pacht übernom- men. Der Pachtzins betrug jährlich 270 Gulden. Jo- hann Rheinberger wurde bald ein sehr vermögen- der Mann. Bald wurde er auch, wie vor ihm schon sein Vater, zum Ortsrichter bestellt. Er unternahm auch grössere Geschäftsreisen.23
KAUF DES BOTEN HAUSES UND DES «ABTSWINGEBTS» Im Jahr 1807 kaufte Johann Rheinberger vom Kanton St. Gallen den säkularisierten Besitz des Klosters St. Johann im Thurtal, den dieses in Vaduz und Mauren früher besessen hatte. Er bezahlte dafür 17 000 Gulden. Damit war er Besitzer des Roten Hauses samt Torkel, «Abtswingert», «Jäger» und «Weinzierler» geworden.24 Das waren allein in Vaduz Weinberge im Ausmass von zusammen 9940 Klaftern. Auch die Mühle, die Gipsmühle und die Säge im Möliholz gehörten ihm jetzt. Somit war er der reichste Grundbesitzer in Vaduz. War im Jahr 1804 der Engelwirt Josef Ferdinand Leon Rhein- 9) Vaduzer Familienchronik. Band VIII, S. 34. 10) l-benda. Band IV, S. 177. 11) Aufzeichnungen von Anna Nigg-Rhcinberger, FamARh Ha 11. 12) Die Familie Guetschalk war seit Beginn des 17. Jahrhunderts in Schaan ansässig. Mehrere Mitglieder der Familie waren als Schloss- küfer in Vaduz tätig. 13) Klaus Biedermann: Das Rod- und Fuhrwesen in Liechtenstein. Line verkehrsgeschichtliche Studie mit besonderer Berücksichtigung des späten 18. Jahrhunderts. In: JBL 97 (1999). S.1-187, hier S. 153. 14) Aufzeichnungen von Anna Nigg-Rhcinberger (1840-1888), FamARh Ha. 11. 15) Albertin: Zur Baugeschichte des Hotels Löwen (wie Anm. 5). S. 203-250. 16) Fridolin Tschugmell: Vaduzer Geschlechter. In: JBL 49 (1949). S. 33-84. hier S. 64. 17) Ebenda. IS) LLA RA 69/1. 19) FamARh D/18 5. 20) Fridolin Tschugmell: Vaduzer Geschlechter. In: JBL 49 (1949). S. 33-84. hier S. 65. 21) Gustaf Alfons Matt: «Familiengeschichte der Matt». Feldkirch. 1925. 22) Alois Ospelt: Die Geschichte des Weinbaus in Vaduz. In: Vaduzer Wein. 100 Jahre Winzergenossenschaft. Vaduz, 1996, S. 9-118. hier S. 65. In der Folge zitiert als: Geschichte des Weinbaus. 23) LLA Reisepassverzeichnis. 24) «Abtswingert»: Weinberg unter dem Roten Haus; «Weinzierler»: grosser Weinberg im Raclitsch: «Jäger»: Weinborg oberhalb des Roten Hauses, benannt nach dem Landammann Jäger. 233