Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2004) (103)

IM STRUDEL DER HEXENPROZESSE Die ersten in Vaduz ansässigen Mitglieder der Fa- milie Rheinberger waren die Brüder Johann und Mathys Rheinberger.1 Sie sind die Stammväter der heute noch existierenden beiden Linien.2 Die Linie des Mathys Rheinberger geriet bald in den Strudel der damals grassierenden Hexenverfolgungen. Ma- thys selbst und seine Tochter Anna wurden der He- xerei verdächtigt, angeklagt, verurteilt, mit dem Schwert enthauptet und verbrannt.3 Der Sohn And- reas wurde ebenfalls verfolgt und floh mit vier an- deren Verfolgten im Jahr 1680 ins benachbarte Österreich. Die Flüchtlinge richteten - zur gleichen Zeit wie Pfarrer Valentin von Kriss aus Triesen - ein Schreiben an das Gubernium in Innsbruck, in welchem der Kaiser gebeten wurde, gegen das grau- same Unwesen der Hexenprozesse einzuschreiten.4 Der Kaiser reagierte unverzüglich auf diese Inter- ventionen und verbot jegliche Hinrichtung von «He- xen». So hatte Andreas Rheinberger einen wichti- gen Beitrag zur Beendigung der Hexenprozesse ge- leistet, was ihm auch Anerkennung bei der Bevöl- kerung eintrug. Schon sein Sohn Christoph war dann Richter in Vaduz und dessen Sohn Johann Adam Rheinberger wurde zum Landammann der oberen Landschaft gewählt. 
1723: ANTON WALSER IST LÖWENWIRT UND ZOLLER Der Baukomplex des heutigen Gasthofes zum «Lö- wen» reicht, wie baugeschichtliche Untersuchun- gen5 ergeben haben, ins späte 14. Jahrhundert zurück. Es bestehen kaum Zweifel daran, dass das Gebäude von Anfang an als Gasthaus errichtet worden war und dieses damit eine 600-jährige Tra- dition aufweist. Es ist nicht bekannt, seit wann der heutige Gast- hof «Löwen» seinen Namen trägt. Als erster Lö- wenwirt begegnet uns Anton Walser in der Rent- amtrechnung vom Jahr 1723.6 Dieser Anton Wal- ser ist im Jahr 1674 geboren und stammte aus der Linie der «Landammann-Walser».7 Er war Zollein- nehmer in Vaduz, ein Amt, das in früheren Zeiten häufig mit dem Beruf eines Wirtes verbunden war. Anton Walser war verheiratet mit Katharina Lam- pertin. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. Im «Aid Steur Buch» vom Jahr 17308 ist «Anthony Walser, Würth» mit 1675 Gulden steuerbarem Vermögen aufgeführt. Er gehörte damit zu den vier reichsten Bürgern der Gemeinde Vaduz und man darf anneh- men, dass er nicht nur Wirt, sondern auch Besitzer des «Löwen» war. 1) Mathias Ospelt (Rod.): Vaduzer Familienchronik. Die alteingeses- senen Bürgerfamilien von Vaduz. 9 Bde. Vaduz, 2002, hier Band IV, S. 174. In der Folge zitiert als: Vaduzer Familienchronik. 2) Ebenda, S. 145-206. 3) Manfred Tschaikner: «Der Teufel und die Hexen müssen aus dem Land ...». Frühneuzeitliche Hexenverfolgungen in Liechtenstein. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (JBL). Band 96 (1998), S. 1-197, hier S. 28 sowie S. 168 f. 4) Ebenda, S. 25-28. 5) Peter Albertin: Zur Baugeschichte des Hotels Löwen - einer jahr- hundertealten Taverne. In: JBL, Band 98 (1999), S. 203-250. 6) Liechtensteinisches Landesarchiv Vaduz (LLA), Rentamtsrechnung 1723. 7) Vaduzer Familienchronik, Band VIII. S. 32 sowie S. 70. 8) Familienarchiv Rheinberger Vaduz (FamARh). B 1. 230
	        

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