Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2004) (103)

Maschinen und Apparat dürfen selbstverständ- lich nur durch einen ganz fachkundigen Electriker ... bedient werden. Für alle Fälle sollte bei jeder Vor- stellung ein rasch entschlossenes Mitglied der Orts- feuerwehr anwesend sein. Während der Vorstellung müssen die Ausgänge unversperrt bleiben und im übrigen mit grosser Auf- schrift «Ausgang» gut erkennbar sein. Die Thüren schlagen nach Vorschrift nach aussen auf. 8.5.18»." Der Projektionsapparat war in einem vom Saal ge- trennten Raum aufgestellt. Dieses Zimmer befand sich in der Wohnung über dem Gasthaus, die von der Wirtsfamilie bewohnt wurde. Herta Frick erin- nert sich an dieses Zimmer, das später von der Fa- milie als Stube benutzt wurde. Familienintern wur- de das Zimmer jedoch immer noch «Kinozimmer» genannt. Erst im Jahr 1958 wurde das Fenster, durch welches in den Saal hinein projiziert worden war, wieder zugemauert. Im Mai 1918 scheint die erste Kinovorstellung im «Rössle» stattgefunden zu haben. Das erste Pro- gramm beinhaltete drei Filme: Einen Kriegsbericht, ein Lustspiel und ein Drama. Der Eintrittspreis wur- de auf eineinhalb Kronen festgesetzt.10 «Schaan, 7. Mai 1918 An die hohe Fürstliche Regierung, Vaduz Die Unterzeichneten gelangen an die hohe Fürst- liche Regierung mit der höflichen Bitte um Erteilung der Bewilligung zur Aufführung folgender Filme am kommenden Sonntag: Kriegswoche: Sieg der Österreichischen Truppen über die Italiener & Zusammenbruch der Italieni- schen Front. Lustspiel: Die gräfliche Range Drama: Die Liebe wacht. In Anbetracht der zur Zeit erhöhten Filmpreise haben wir den Eintrittspreis per Programm auf K. 1.50 ohne Unterschied der Plätze festgesetzt. Schulpflichtige haben nur Zutritt in denjenigen Aufführungen die wir speziell als Schüleraufführung benennen unter vor- heriger Vorlage der Filmzensurkopie an die hohe Re-gierung. 
Wir möchten ferner um das Recht ersuchen Personen die sich während der Aufführung unan- ständig benehmen, aus dem Lokale zu entfernen, & solchen gegen welche Bedenken vorliegen den Ein- tritt zu verweigern. In der Beilage 4 Zensurkopien über die Filme. Mit vorzüglicher Hochachtung Carl Schlumpf Karl Kaufmann».11 Die ersten acht Vorstellungen hatten gesamthaft 464 Zuschauer; dies ergibt einen Durchschnitt von 58 Zu- schauern pro Vorstellung und Zuschauereinnahmen von 87 Kronen. Die Filme kosten 60 bis 80 Kronen und der Kinooperateur 40 Kronen. Die Taxe wurde im Juni 1918 von der Regierung auf 10 Kronen fest- gelegt.12 Abzüglich aller Kosten war die Gewinn- spanne gering. Für den Wirt mag der Getränkever- kauf an die Kinozuschauer eine grössere Rolle ge- spielt haben. Die Filme wurden aus Österreich bezogen. Laut Adelbert Konrad kam der Operateur ebenfalls aus Österreich, und er soll jeweils die Filmrollen mitge- nommen haben. Allerdings findet sich im Landesar- chiv auch ein Brief der Regierung aus dem Jahr 1918 an die Herren Schlumpf und Kaufmann, in welchem dem Gesuch nach Beziehen von Filmen aus der Schweiz stattgegeben wird. Zwei Lieferscheine einer österreichischen Filmverleihfirma aus dem Dezem- ber 1919 belegen zumindest, dass zu dieser Zeit die Filme noch aus Österreich bezogen wurden. Bei der besagten österreichischen Filmverleihfirma handelt es sich um «Waldmüller's Alpenländische Film-Zen- trale» in Innsbruck. Adelbert Konrad half als Jugendlicher im Kino aus. Unter anderem musste er dem Operateur assis- tieren, den Film zu kurbeln; er benutzt den Ausdruck «Treiben». Das gleichmässige Drehen des Filmes war wichtig, da der Film ansonsten in Brand geraten konnte. Adelbert Konrad erinnert sich, dass immer ein Kübel Wasser im Operateurszimmer stehen muss- te. Manchmal rissen die Filme und mussten wieder zusammengeklebt werden. Dass die Brandgefahr ernst zu nehmen war, zeigt eine Stellungnahme von Ingenieur Gabriel Hiener, der in einem Brief 1924 von einem Brand in einem Ki- 148
	        

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