DAS KINO IM WIRTSHAUS «RÖSSLE» IN SCHAAN ANNETTE LINGG Einleitung Die erste öffentliche Kinovorstellung fand 1895 in Pa- ris statt. Erst 13 Jahre später waren die ersten be- wegten Bilder in Liechtenstein zu sehen. 1908 wur- den im Gasthaus «Linde» in Schaan und im Gasthaus «Sternen» in Triesen kinematographische Vorstel- lungen gezeigt. Die «Linde» kündigte den «Volks-Ki- nematograph» an, der Wirt des Gasthauses «Ster- nen» griff in seiner Anzeige im «Liechtensteiner Volksblatt» tief in die Werbekiste und versprach nichts weniger als den «Riesen-Kinematograph, Ex- hibition of modern Wonders». Die «Vorführung von lebenden, sprechenden Bildern in reicher Farben- pracht» wurde als «sehr lehrreich und unterhaltsam für Jung und Alt, nicht zu verwechseln mit minder- wertigen Gesellschaften» angepriesen. In den fol- genden Jahren hatten Liechtensteiner nur spora- disch Gelegenheit, Filme zu sehen; nämlich dann wenn ein Wanderkino Halt in einheimischen Gasthö- fen machte. Auch im benachbarten Buchs stationier- ten gelegentlich Wanderkinos, etwa 1910 ein «neu verbesserter Exhibition-Kinematograph» oder 1913 der «Riesen-Zelt-Zirkus-Kinematograph». Ab 1918 war dann die Möglichkeit zum regelmäs- sigen Kinobesuch in Liechtenstein gegeben: Im Saal des Wirtshauses «Rössle» in Schaan wurden bis 193 2 Filme gezeigt. Schaan zählte zur besagten Zeit etwa 1400 Einwohner.1 Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war ganz Liechtenstein sehr bäuerlich und dörflich geprägt, es gab kein städtisches Zentrum. Die Bevöl- kerungsstruktur war relativ homogen und die Men- schen lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft, von Handwerk und Kleingewerbe. In den spärlich vorhandenen Industriebetrieben fanden überwie- gend Frauen ein Einkommen.2 Viele Liechtensteiner mussten im Ausland nach Arbeit suchen. Das «Röss- le» ist eine typische, heute noch existierende Dorf- beiz und liegt an der Landstrasse mitten im Dorf. Hier sollen die verschiedenen Aspekte, die zum Kino im «Rössle» führten und es ausmachten-Filme,
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