HEUTE: «VILLA DANICA, SOGGIORNO MONTANO CARARINIERI» Was an Dinglichem blieb, war die «Villa Paulina». Was wurde aus ihr? Frau von Hoffmann hatte sie im Herbst 1945 zurückerhalten, nachdem der Besitz zwei Jahre lang entweder von den deutschen Besat- zungsbehörden oder von der Repubblica Sociale Ita- liana verwaltet worden war. Zeitweilig dachte Walli Hoffmann an einen Verkauf, um sich materiell über- Wegweiser zur «Villa Danica»
haupt über Wasser halten zu können. Sie konnte dann aber davon absehen, mittels hypothekarischer Belastung und durch Vermietungseinkünfte.118 Sie konnte das Gebäude schliesslich auch wieder durchaus vornehm ausstatten, wie sich Karoline Kornprobst-Bauer erinnert.119 Aus den Akten im Grundbuchamt der Stadt Me- ran geht einiges über die Besitzveränderungen der Villa Paulina von 1954 bis heute hervor. Valeska von Hoffmann traf vor ihrem Tod testamentarisch noch bestimmte Verfügungen über Wohnrechte in der Vil- la Paulina für drei offenbar betagte Personen ihrer persönlichen Umgebung: Ihre treue Köchin Fräu- lein Anna Reichert erhielt Wohnrecht in einem gros- sen Zimmer mit Kochgelegenheit, ihre Gesell- schaftsdame Fräulein Sophie Klein erhielt das Wohnrecht in zwei Zimmern mit Küchenbenützung, ebenso Baronin Olga Puton (Bouton) in einer Woh- nung im Nebengebäude der Villa. Andere testamentarische Verfügung über ihren Besitz aber hatte sie nicht getroffen. Daher fiel der gesetzlichen Erbfolge nach ihr gesamtes Vermögen, nämlich die Villa Paulina samt Einrichtung - und Hypotheken -, ihrem Onkel Dr. Heinrich Rosen- zweig in Wien zu. Dieser war Oberveterinärrat, ge- boren in Wessely, offenbar ein Bruder von Valeskas Mutter. Diese Wiener Spur könnte für künftige bio- graphische Nachforschungen fruchtbar sein. Hein- rich Rosenzweig, der wohl recht alt war, wiederum verkaufte bereits zwei Jahre später, 1956, die Villa Paulina samt einem Grossteil der Einrichtung an Maria Eriksen-Schlesinger.120 Maria Eriksen, der wir als Ausstellerin der Todes- anzeige begegnet sind, war offenbar eine enge Ver- traute von Frau von Hoffmann gewesen. Sie verwal- tete deren Nachlass.121 Sie war gleich alt wie Valeska (1894). Sie stammte aus Aabenraa in Dänemark, hatte einen Bankdirektor Schlesinger geheiratet und in den 1920er und 1930er Jahren mit der Familie in Meran gelebt. Sie hatte aber spätestens im Sommer 1939 Meran mit unbekanntem Ziel verlassen, als - vielleicht jüdische - Emigrantin.122 Nach dem Krieg war sie wieder nach Meran zurückgekehrt. Frau Eriksen benannte 1956 die «Villa Paulina» in «Villa Danica» («Dänische Villa») um, offenbar als 132