Nach dem Krieg in Meran: Valeska von Hoffmann (rechts), Verwandte zu Besuch, um 1952
schaftliches Leben führen, wie Fotos zeigen und wie sich die damals junge Karoline Bauer erinnert. Die- se absolvierte im Hause der Baronin einige Jahre nach dem Krieg ein Praktikum zur Einführung in Haushalt und Umgangsformen. Es gab wieder eini- ge Angestellte im vornehmen Haus. Freundinnen kamen zu Besuch, auch Verwandte aus England. Karoline Kornprobst-Bauer erinnert sich, Valeska von Hoffmann sei eine ruhige, gutmütige Dame ge- wesen. Sie ermahnte ihre Angestellten sonntags zum Kirchgang. Manchmal freilich habe Frau von Hoffmann auf- brausen können, nämlich wenn die erlittene Verfol- gung hochkam. So habe sie einmal plötzlich im Spei- sesaal eine Silberplatte mit dem servierten Fisch an die gegenüberliegende Wand geworfen, so heftig, dass Speisen an der Tapete klebten. Sie hatte eben erfahren, in welchem Geschäft der Fisch gekauft worden war. Dessen Eigentümer aber war einer der Schergen gewesen, welche sie im September 1943 zur Deportation abgeholt und ihr ins Gesicht ge- spuckt hatten. Unter den furchtbaren Erinnerungen der Verfolgung und des Lagers litt sie zeitlebens.113 Valeska von Hoffmann war im Grunde körperlich und seelisch gebrochen. Sie blieb in Meran gesund- heitlich angeschlagen.114 Die KZ-Leiden dürften ihr Leben verkürzt haben. Vom Sommer 1953 an war sie schwerer krank, und «nach achtmonatiger Lei- denszeit», wie es im Nachruf heisst, starb sie am 1. Mai 1954, in Meran-Obermais in der Villa Pauli- na, versehen mit den Sterbesakramenten, 60 Jahre alt. Sie wurde am 4. Mai im Friedhof von Meran-Un- termais beigesetzt. In der Zeitung <Dolomiten> (Bozen) erschien ein Nachruf auf «Walli Freifrau von Hoffmann». Darin hiess es: Meran sei der aus Wien Gebürtigen durch Heirat mit dem inzwischen verstorbenen Freiherrn von Hoffmann zur zweiten Heimat geworden. Von der «Villa Pauline» aus - hier war «Pauline» offen- bar bewusst deutsch geschrieben - habe sie die Hoffmannsche Familientradition «durch karitatives Wirken» fortgesetzt. Sie habe vielen Gutes erwie- sen, einen ausgedehnten Bekanntenkreis gehabt und sich besonders in Obermais grosser Beliebtheit erfreut. Die Freifrau von Hoffmann habe «ein gast- 130