Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

Man spürt, dass sich Rudolf von Alt in der Öl- malerei nie ganz zu Hause fühlte. So schrieb er am 14. August 1838 an seine Frau Hermine: «Auch mich kostet die Öhlmalerei viel Plage und Überwindung, da ich gar nicht daran gewöhnt und fast gar keine Erfahrung darin habe. Viel leichter würde es mir gehen und vielleicht, dass meine Sa- chen besser für den Augenblick würden, wenn ich meinem Aquarell getreu bliebe; allein für die Folge ist das Ohl viel vorteilhafter».1™ Mit der «Grabruine von Ragusa» waren von Ru- dolf von Alt, dem Künstler, den schon Alois II. so bewundert hatte, Werke aus fast jeder Schaffens- phase in der Galerie zu sehen. Leider sind gerade die Aquarelle aus der Salz- burger Gegend nicht in der Sammlung erhalten, denn die Salzburger Landschaften waren ein Lieb- lingsthema Johanns. Seit Mitte der 1820er Jahre besuchte fast jeder Wiener Landschaftsmaler im Sommer Salzburg und das Salzkammergut.134 Die bereits vorgestell- ten Landschaften Friedrich Gauermanns sind zwar nicht nach der Natur gemalt, doch sind sie mit dem charakteristischen Kirchturm von Zell am See alle im Salzkammergut angesiedelt. Neben diesen gab es von Gauermann ausserdem eine «Landschaft am Königsee»135 in der Galerie Liechtenstein. Ebenso zeigen die beiden einzigen ausgestellten Gemälde Högers, «Traunstein und der Gmundner See» und «Kapelle in der Ramsau bei Berchtes- gaden» Landschaften aus der Gegend von Berch- tesgaden und dem Salzkammergut. Der Romantiker Olivier verlegte seine biblischen Szenen in die Salzburger Landschaft,136 Gauer- mann komponierte seine Naturstudien zu einer Landschaft aus dem Salzkammergut, doch erst Ferdinand Georg Waldmüller schien ein wirkliches Landschaftsporträt gemalt zu haben. Johann II. besass sechs Landschaften von Wald- müller aus dem Salzkammergut, dazu den «Blick vom Kirchhof aus St. Wolfgang», der irrtümlich als «Pfarrhof in Südtirol» bezeichnet wurde.137 Als er- stes Bild dieser Werkgruppe erwarb Johann II. im Jahr 1891 die 1835 gemalte «Pfamgasse in St. Wolf-gang»138 
(Abb. 19). Waldmüller malte von erhöhtem Standpunkt eine enge Dorfgasse. Zwischen den Häuserzeilen rechts und links wird der Blick auf das Wislerhorn frei. Vermutlich im gleichen Jahr malte Waldmüller den «Fuschlsee mit dem Schafberg»13'' (Abb. 20). Heinrich Schwarz erkannte bereits 1926, dass das Bild unvollendet ist.140 Bei der Reinigung des Bildes im Jahr 1983 zeigte sich, dass im rechten unteren Bildviertel in Grundformen ein Bauernhaus vorge- geben war, ansonsten ist dort nur ockerfarbene Grundierung zu sehen. Vor der Reinigung war die- ser Teil von fremder Hand grün übermalt gewe- sen.141 Von einer Anhöhe fällt der Blick auf den tiefblau- en Fuschlsee, der von einem schmalen sandfarbe- nen Uferstreifen umsäumt wird. Dahinter liegt die Gebirgskette mit dem Schafberg, dem Ellmannstein und dem Höllkar. Der Hintergrund ist bereits voll- endet, während im Vordergrund das Unterhöfner- Bauernhaus erst angedeutet ist. Für Waldmüller war es wichtig, das helle Tageslicht zum Malen der Gebirgskette zu nutzen, während der Bauernhof später immer noch vollendet werden konnte.142 Seine scharfe Beobachtungsgabe, die dank der klaren Gebirgsluft die Erfassung jeder Einzelheit 133) Zitiert, nach Baumstark 1983. ebenda. 134) Frodl 1988. S. 158. 135) Ol auf Papier auf Leinwand, 44 x 34 cm (Kronfeld, S. 211, Nr. 2042). Das Bild befindet sich heute nicht mehr in der Sammlung. 136) Schwarz. Heinrich: Salzburg und das Salzkammergut. 2., stark vermehrte Aufl. Wien. 1936, S. 55. 137) Vgl. Kronfeld, S. 217, Nr. 2079 und Feuchtmüller 1996, S. 93. WV 480. 138) Öl auf Holz. 31,5 x 25,5 cm. 139) Karton. 28.5 x 54 cm. Kronfeld bezeichnete das Bild als «Wolf- gangsee» (Kronfeld, S. 219. Nr. 2095). 140) Schwarz, Heinrich: Salzburg und das Salzkammergut. Wien. 1926, S. 94. 141) Wer die Übermalung veranlasst hatte und wann dies geschehen war, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Baumstark 1983, S.98. 142) Feuchtmüller 1996. S. 91, WV 482. 32
	        

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