«Schlangenhaus» findet sich zudem eine Art Tätig- keitsbericht des Stiftungsrates und Konservators des Museums. Abgeschlossen wird jede Ausgabe durch eine ausführliche Chronik des Bezirks Wer- denberg des vergangenen Jahres und eine reich bebilderte Liste aller Verstorbenen. Die inzwischen behandelten Themen sind vielfäl- tig: Auswanderung, Alpwirtschaft, Rhein, (der Platz innerhalb der) Eidgenossenschaft, Sprache und Li- teratur, Volksmedizin, Burgen und Schlösser, Land- schaft/Landschaftswandel, Strassen und Wege, Wasser, der Jahrtausendwechsel, Eisenbahn, Hei- mat und, im neuesten Jahrbuch 2003: der Wald. Da- bei haben jeweils das Wissenschaftliche wie das Po- puläre und Populär-Wissenschaftliche ihren Platz. Der Blick richtet sich jeweils nicht nur nach innen, sondern immer auch nach aussen und auf das Ganze. Dies macht das Werdenberger Jahrbuch ge- rade für die Liechtensteinerinnen und Liechten- steiner lesenswert, für die liechtensteinischen His- toriker, Volkskundler und Naturforscher unverzicht- bar. Hier nun einen Jahrgang oder einen einzelnen Artikel herausheben, gar einen Artikel mehr als den anderen loben zu wollen, ist nicht möglich; es ist vielleicht aber erlaubt anzuführen, dass das Jahr- buch 1993 zum sehr populären Thema Volksmedi- zin ein Verkaufsschlager war. Das im vergangenen Herbst erschienene Wer- denberger Jahrbuch 2003 ist, wie bereits erwähnt, dem grossen Thema Wald gewidmet. Nun fällt es mir als nicht naturwissenschaftlich Gebildetem und auch wenig Interessiertem schwer, gerade zu die- sem Buch etwas zu sagen, doch die Artikel von (mit einer Ausnahme, siehe unten) höchstens zehn Sei- ten machen es auch dem Laien leicht, sich einen Überblick zu schaffen und etwas Interessantes für sich zu finden: Der Wald als Ökosystem, die Forst- und Holzwirtschaft, Schutzwirkung und Wieder- aufforstung, Besitzverhältnisse, Fauna und Flora im Wald, Pilze, Jagd. Fachfrauen und -männer mö- gen es sich aussuchen. Mich hat der Artikel «Be- sondere Wälder zwischen Gonzen und Hirschen- sprung» angezogen; dieser erstreckt sich über 30 Seiten und enthält 11 «Waldporträts aus dem Forst-kreis
Werdenberg». Allerdings ist mein Interesse eher lokalgeographisch ausgerichtet. Im «Werdenberger Kunstschaffen» wird Eugen Henauer aus Buchs vorgestellt. Den 68-jährigen Eugen Henauer würde ich als jenseitiges Pendant zu unserem Balzner Wurzelsucher und -Schnitzer Toni Gstöhl bezeichnen. Wurzeln werden in erster Linie gesucht und erst in zweiter Linie bearbeitet, wobei das Wort «suchen» bereits zuviel ist, denn die Wurzelfiguren «begegnen» Eugen Henauer bei seiner Suche. Nur wenn die gefundenen Wurzeln nicht für sich selbst sprechen, werden sie mehr oder weniger (meist weniger) bearbeitet. Das sich hier begegnende Spiel von Natur und Kunst ist im- mer und endlos faszinierend. In den Miszellen berichtet Werner Hagmann von einer verloren geglaubten Chronik, die im Internet entdeckt wurde. Es handelt sich um die Aufzeich- nungen des Sevelers Landwirts Christian Hagmann aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Unter dem Titel «Dutler, Zweifel, Stocker & Consorten» behandelt Ralph Schlaepfer das Schicksal des Land- jägers und Flüchtlingshelfers Christian Dutler aus Rans, ein Schicksal rund um den weit bekannteren Fall des St. Galler Polizeikommandanten Paul Grü- ninger zur Nazizeit. Als «Dokumentation» wird der Artikel «Ein Brunnenstreit am Grabserberg» übertitelt. Der Au- tor, Hans Stricker, setzt hier das historische Mikro- skop an und berichtet von einer gerichtlichen Aus- einandersetzung in den Jahren 1909 bis 1911 und dem daraus resultierenden nachbarlichen Zwist, der sich weit über die Zeit nach 1911 erstreckte. Das Werdenberger Jahrbuch 2003 macht sich in meinem Büchergestell neben den anderen 14 nicht nur aus ästhetischer Sicht gut; es wird, wie die an- deren, ebenso oft zur Hand genommen werden. Nur ein Makel haftet in dieser Hinsicht der Reihe von 1989 bis 2003 an, allerdings ein sehr subjekti- ver: Die erste Ausgabe 1988 fehlt in meinem Bü- chergestell, und trotz intensiver Suche gelang es mir bis heute nicht, das erste Kind dieser wertvol- len Geschwisterfamilie aufzutreiben und zu erwer- ben! 240