Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER OB SCHAAN / CLAUDIUS GURT get und sehr schlecht kultivieret worden, weil es nicht ihr Eigenthum gewesen, sondern auch über dieß der Mayerhof Gamandra der Rüfe Gefahr aus- gesetzt seye, und die Unterthanen für ihren Lan- des-Herrn so schlechte Hochachtung getragen, daß sie durch Hinweghauung der Waldung die Rüfe ge- flissentlicher Dingen auf diesen Mayerhof herab ge- richtet hätten, wann wir uns bey einem vor- und eingenommenen Augenschein nicht mit allem Ge- walt wiedersetzt hätten ... Dabey hatte das Lan- desfürstliche aerarium die jährlich große Be- schwerde, die beeden großen Gebäude von Hauß und Stall in der so genannten Gamandra samt der erforderlichen Wasserleitung zu unterhalten, und da man vorhin eben diese Gebäude gleich denen andern zerfallen lassen und mit großen Unkosten wiederum hätten müssen hergestellt werden, so hat es uns um so mehr den Anlaß gegeben, diesen Vorschlag zu machen .,.».52 Dass dieser beabsich- tigte Verkauf auf vehemente Ablehnung bei den Untertanen stiess, daran erinnert sich Landvogt Gilm von Rosenegg nur zu gut, wenn er im Rechen- schaftsbericht über seine Tätigkeit als Landvogt zu dieser Angelegenheit sarkastisch und anklagend zugleich bemerkt: «Nur können wir bey dieser Gelegenheit nicht unterlassen von der schönen Denkungs-Arth, der Huld und Treüe der hiesigen Unterthanen gegen ihren Landes Herrn Meldung zu thun. Obschon die höchst Landesfürstliche ei- genhändig unterschriebene Resolution, daß die beede(n) Mayerhöfe, Gamandra und Rennhof zu Mauren, und die Güter zu Schaan an den Meistbie- tenden verkauft werden sollen, den Gerichten! der Ober und Untern Herrschaft, ja selbst den Unter- thanen in Originali vorgezeigt und die wiederhohlt nachdrückliche Vorstellungen gemacht worden, daß ja nicht nur ein Lands-Herr, sondern jeder Un- terthan mit seiner aigenen Sache seinen beßern Fromen und Nutzen zu verschaffen berechtiget seye, so haben sich dennoch beede Gerichter nicht nur darwieder gesetzt und einen ganzen Aufstand im Lande erreget, sondern sind so kühn und ver- wegen gewesen bey Seiner Hochfürstlichen Durch- laucht dem Durchlauchtigsten Vorfahrer und Papa höchst Seeliger Gedächtniß mit Protestationen und 
Gegenvorstellungen einzukommen, daß sie aber schlechter Dings abgewiesen worden, so haben sich die Landammänner an den Licitations- [Ver- steigerungs-] Tagen selbst nochmalens unterfan- gen, mit neüen Protestationen sich einzufinden, ja die beeden Gerichter haben bey dieser Gelegenheit dem Lande mehr als 200 Gulden Unkosten aufge- trieben, wie solches aus denen seither vom damals geweßten Landammann Egidy Nipp zu Balzers und Macari Büchel von Ruggell abgelegten Landschafft Rechnungen offenbar am Tag lieget».63 Die Beden- ken der Untertanen hinsichtlich des beabsichtigten Verkaufs des Gamanderhofes an den Meistbieten- den scheinen jedoch so unbegründet nicht gewesen zu sein, vor allem die Sorge, dass dieser bei einer Versteigerung in den Besitz der «Klöster oder der- ley todte Hände» gelangen könnte, was die Mög- lichkeit eines späteren Rückkaufes verunmöglicht hätte. «Den(n), gnädigster Fürst und LIerr, Herr, welcher Unterthan oder ander außwertig Weltli- cher ist vormögend, dennen in Geld schwim- menden Klöster in Steigerung des Preises selben sich an die Seitte zu sezen und in einer so kurzen Frist oder biß ein glücklicherer Zeits Lauf nachfol- get, die erforderliche Geltsuma aufzubringen!?)», so die wohl nicht jeglicher Grundlage entbehrende 58) Insgesamt sind Kosten von rund 86 Gulden verzeichnet. LLA Domänenarchiv.' Majorats-Rentamts-Rechnungsbuch von 1765. fol. 91 v. 59) LLA Domänenarchiv: Majorats-Rentamts-Rechnungsbuch von 1765. fol. 86v. 60) LLA AS 8/20 (Rentamtsrechnung 1771) fol. 27r; LLA Domänen- archiv: Majorats-Rentamts-Rechnungsbuch von 1777, fol. 30r. 61) Joseph Fritz: Entwurf... in welchem Zustand wir das allhiesige Reichsfürstenthum bei Antretung unserer Amtierung (1775) ange- troffen, was wir in dieser Zeit hindurch abgeändert und verbessert. Um 1785. Kopie im LLA Vaduz [vom früheren Landschreiber und seit 1785 amtierenden Rentmeister Joseph Fritz wohl im Auftrag von Landvogt Franz Michael Gilm von Rosenegg geschriebener Bericht]. 62) Joseph Fritz. Landesbeschreibung von 1784. Kopie im LLA Vaduz [vom Landschreiber und seit 1785 amtierenden Rentmeister Joseph Fritz wohl im Auftrag von Landvogt Franz Michael Gilm von Rosenegg geschriebener Bericht]. 63) Ebenda. 211
	        

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