Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER OB SCHAAN / HEINER SCHLEGEL chen diesen Eindruck kaum verfälschen, wirken die westseitigen Fichten etwas fremd. Die gestalterische Einordnung des gesamten En- sembles in die Landschaft zeigt sich zudem in der Erschliessung und in der Form, wie die Gebäude auf dem Terrain aufgesetzt sind (keine Aufschüt- tungen). Schliesslich schaffen die den Gebäudekomplex einschliessenden Gehölze eine wichtige Zäsur zwi- schen dem Gebiet Neugrüt und dem Gebiet Gaman- der und lassen auf diese Weise zwei ganz unter- schiedliche Landschaftskammern entstehen. FAZIT Die landschaftlich ansprechende Wirkung der Lie- genschaft liegt also in der beschriebenen Verbin- dung von privatem und öffentlichem Raum, von Gestaltung und Natur, von Abschluss und Öffnung begründet. Und obwohl der herrschaftliche Sitz un- zweideutig seine Funktion der Nutzung und Be- herrschung der Landschaft vermittelt, unterordnet er sich gestalterisch dem Gesamtzusammenhang. Diese Verbindungen und Spannungen werden von der Betrachterin und dem Betrachter der Land- schaft intuitiv wahrgenommen und verstanden. Damit entwickelt der Hof eine Qualität, die den meisten modernen Gebäuden abhanden gekom- men ist. Für die beschriebenen landschaftlichen Wirkun- gen ist die freie Stellung der Liegenschaft ganz we- sentlich. Eine Bebauung im Nahbereich würde die Beziehungen zum Umfeld empfindlich stören und auf die Werte reduzieren, die unter «Blick nach in- nen» beschrieben sind. Dies ist insofern wesent- lich, als damit ein heute öffentliches Landschaftser- lebnis (der Blick von aussen) auf ein privates Land- schaftserlebnis (für jene Personen, die sich inner- halb der Liegenschaft bewegen dürfen) verkürzt würde. Die im heutigen Zustand ideale Raumgliederung innerhalb des Grundstückes könnte durch zusätzli- che Bauten gestört werden. Sollten bauliche Erwei- terungen vorgesehen sein, müssten diese nicht nur 
aus architektonischer, sondern auch aus land- schaftlicher Sicht mit grosser Sensibilität geplant werden. Verschiedene der genannten ästhetischen Vor- züge sind auch ökologisch als wertvoll einzustufen. Die Hecken sind für sich genommen wertvolle Le- bensräume für eine Vielzahl von Kleintieren. Noch bedeutender sind sie indessen in ihrem gesamten Kontext. Sie stellen wichtige Verbindungsbrücken zwischen den hangseitigen Wäldern und den talsei- tigen Wiesen, Obstbaumzeilen und ehemaligen Bachbegleitgehölzen dar. Sie sind somit ein we- sentlicher Bestandteil der Vernetzung, namentlich für mobile Arten wie etwa Vögel, Fluginsekten und Fledermäuse. Die ökologische Bedeutung der Ge- hölze wird durch die nordöstlich und westlich des Grundstückes anzutreffenden, extensiv genutzten Wiesen noch aufgewertet. Diese Wiesen, wie auch zwei stattliche Eichen gehören jedoch nicht mehr zur Liegenschaft. Aufgrund der Beschaffenheit des Wohnhauses und des Ökonomiegebäudes ist nicht ausgeschlos- sen, dass hier Fledermäuse vorkommen. Bei allfälligen baulichen Erweiterungen ist der ökologischen Bedeutung dieser Elemente Rech- nung zu tragen. 199
	        

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