Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN HARALD RAINER DERSCHKA DIE FUNDMÜNZEN DES SPÄTEN MITTELALTERS Noch im 14. Jahrhundert büssten die Bodensee- brakteaten ihre Quasi-Monopolstellung als alltägli- ches Zahlungsmittel im Alpenrheintal wieder ein. Im Zuge sich ausweitender Handelsströme floss Kleingeld auch von weiter her zu; für das spätere Mittelalter weist das Spektrum ein buntes Neben- einander von Münzen verschiedenster Prägeherr- schaften auf. Auf der Karte 1 sind die Herkunftsor- te der mittelalterlichen Fundmünzen aus Bendern eingetragen; zudem wird zwischen den Fundmün- zen des frühen und hohen Mittelalters und den spätmittelalterlichen Stücken unterschieden. Auf einen Blick zeigt sich, wie die alte Orientierung nach Oberitalien einerseits und nach Zürich bezie- hungsweise zum Bodensee andererseits weitaus pluralistischeren und weiträumigeren Verhältnis- sen Platz macht. Im Süden verschiebt sich das Schwergewicht aus der Lombardei in den alttiroli- schen Raum. Bei zwei der drei Münzen aus der Grafschaft Tirol (Nrn. 25-27) handelt es sich um die weithin beliebten Kreuzer des Grafen Sigis- mund «des Münzreichen», Herzogs beziehungs- weise Erzherzogs von Österreich.73 Hinzu kommen zwei Vierer der Grafschaft Görz (Nrn. 21, 22). Im Westen bleibt Zürich mit einem Pfennig (Nr. 38, um 1400) und zwei Halbpfennigen (Nrn. 39, 40; um 1424) der wichtigste Bezugspunkt. Hinzu treten im weiteren Verlaufe des 15. Jahrhunderts Bern und Chur. Die beiden Berner Haller (Nr. 15, etwa 1400-1540 und Nr. 16, etwa 1450-1540) gehören einem Münztyp an, der wohl bis ins 16. Jahrhundert hinein im Alpenrheintal vorkommt.74 In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts intensi- vierte die bischöfliche Münze zu Chur offenbar ihre Prägetätigkeit; entsprechend der Bedeutung Churs flössen daher Churer Pfennige in das Alpenrhein- tal.75 Die Beziehungen Benderns nach Chur waren 65) Zusammenfassend Maurer, Konstanz 1, ab S. 147. - Grundsätz- lich: Wielandt, Friedrich: Das Konstanzer Leinengewerbe. 2 Bde. (1. Geschichte und Organisation, 2. Quellen). Konstanz, 1950. 1953 (Konstanzer Stadtrechtsquellen. Bde. 2 u. 3). 
66) Dazu die Münzordnung Bischof Heinrichs 1. für die Münzstätten zu Konstanz, St. Gallen, Radolfzell, Überlingen, Ravensburg und Lindau von 1240 in: Cahn. Konstanz; Urkunden-Anhang Nr. 1, S. 385-386: dazu S. 95-96. 67) Das Benderer Stück ähnelt weitgehend dem Referenzexemplar Klein/Ulmer, CC, Nr. 144. S. 103; allerdings stellt es eine Variante dar, da sein Rand bloss viereckige und keine kreuzförmigen Perlen aufweist. 68) Die Argumente hierfür beziehen sich v. a. auf die Häufigkeit und die Vergesellschaftung in Münzfunden: Schmutz, Daniel: Der Münz- schatzfund von Fschikofen. In: Thurgauer Beiträge zur Geschichte 134 (1997), S. 131-216; hier S. 174. - So jetzt auch Klein/Ulmer. CC. Nrn. 45-46, S. 60. 69) Elsener, Ferdinand: Jahrzeilstiftungen im Liechtensteinischen Urkundenbuch im Spiegel der Rechts- und Kulturgeschichte. In: Müller, Liechtenstein, S. 233-251; hier S. 237-238. 70) Bündner UB I, Nr. 646, S. 141-142. - Ausführliches Regest in: Helbok. Regesten. Nr. 360. S. 175-176. 71) 1332: St. Luzi kauft die Gebraitun und das Ried zu Bendern umb nünzehen phunt phenninge und umb zehn Schillinge alles guoter und genemer Costenzer münsse (LUB 1/1, Nr. 95, S. 193-194). - 1363: Bruder Rudolf von Bendern kauft einen Weingarten umb drissig phunt phenning alles guoter und genger Costentzer münss und zwei Wiesen umb zehen phunt phenning, alles guoter Costent- zer münss (LUB 1/1, Nr. 117. S. 240-241 u. Nr. 118, S. 243). - 1368: Die Hinterbliebenen Werner Meiers von Altstätten verkaufen dem Bruder Konrad von Bendern einen Zins von vier Schilling jaerlichs Pfennings geltz Costenczer muencz ... umb sechs und drysg Schilling Pfenning als guoter Costenczer muencz (LUB 1/1, Nr. 124. S. 249-250). - Nach 1371: Eine Kollekte des Bischofs von Chur erbringt in Bendern i Ib Const (LUB l/l, Nr. 127, S. 256). - 1388: St. Luzi verleiht das Breitgut zu Bendern gegen einen Jahreszins von ain pfund pfenning Costentzer muencz, viertzg ayer und vier huenr (LUB 1/1, Nr. 140. S. 304-305). - 1394: Ein Zins aus dem Gut Mühlebach wechselt zwischen Feldkircher Bürgern; davon gehen an die kilchen zu Bendern iaerklichs sechtzehen guoter phenning gevvonlicher Costentzer münsz (LUB 1/1, Nr. 150, S. 343-345). 72) Zäch, Benedikt: Der Vaduzer Münzschatzfund von 1957 als Quelle zum Geldumlauf im 14. Jahrhundert. In: 1342 - Zeugen des späten Mittelalters. Festschrift «650 Jahre Grafschaft Vaduz». Hrsg. Hansjörg Frommelt. Vaduz, 1992. S. 114-139; hier insbes. die Verbreitungskarte auf S. 118. 73) Vgl. Moser, Heinz; Rizzolli, Helmut; Tursky, Heinz-, Tiroler Münzbuch. Die Geschichte des Geldes aus dem Prägestätten des alttirolischen Raumes. Innsbruck. 1984. ab S. 58. 74) Vgl. die beiden Stücke von der Kirchengrabung St. Martin in Eschen (1977-1979): Zäch, Alpenrheintal; Fundregest Nr. 12. S. 235. - Nr. 15 ist verschollen und lag mir nicht im Original vor. 75) Vgl. die Pfennige Bischof Ortliebs von Brandis von der Kirchen- grabung St. Martin in Eschen (1977-1979): Zäch, Alpenrheintal; Fundregest Nr. 12, S. 235 und von der Oberen Burg von Schellen- berg (1960/61): Zäch ebd. Fundregest Nr. 21. S. 236 sowie den Pfennig Bischof Paul Zieglers aus der Kapelle St. Mamertus in Trie- sen (1967/68): Zäch ebd. Fundregest Nr. 25, S. 236. Dazu grundsätz- lich Zäch ebd. S. 230-231 mit Anm. 152. 105
	        

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