DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN HARALD RAINER DERSCHKA wunder, wenn salierzeitliche Münzen aus Konstanz eher selten vorkommen und im Alpenrheintal ganz fehlen.62 Dies alles änderte sich in staufischer Zeit grund- legend. Bischof Hermann I. (1138-1165), der die le- benslange enge Beziehung Kaiser Friedrichs I. Bar- barossa zu Konstanz vermittelte, scheint einerseits «seiner» Münzstätte besondere Aufmerksamkeit geschenkt und andererseits das Fundament für die Entwicklung der verstreuten bischöflichen Besit- zungen und Rechte zu einer Territorialherrschaft gelegt zu haben.63 Im 13. Jahrhundert gewann dann der werdende Staat der Bischöfe von Konstanz un- ter einigen markanten Bischofsgestalten seine Kon- turen; und die Stadt Konstanz wuchs, teils mit der Unterstützung, teils gegen den Widerstand ihrer bischöflichen Stadtherren, zu eigenständiger Grös- se heran. Ausschlaggebend hierfür war die Rolle der Bodenseeleinwand: Im grossen Dreieck zwischen
Donau, Lech und Thür wurde auf dem Lande Flachs angebaut und zu Garn versponnen, welches teilwei- se schon auf dem Lande zu Leinwand gewoben wur- de. Städtische Handwerker besorgten die Weiter- verarbeitung dieser Rohstoffe und Halbfertigpro- dukte zur fertigen Leinwand; und schliesslich wur- de von den Städten aus mit dieser Ware gehandelt.64 Konstanz stellte das Zentrum des Leinwandexpor- tes dar; Konstanzer Händler versorgten namentlich den Mittelmeer- und Schwarzmeerraum mit Boden- 62) Zäch, Alpenrheintal, S. 214. 63) Derschka, Ministerialen, S. 311, 466-467. 64) Die in Winterthur unlängst aufgedeckten Weberwerkstätten belegen die Produktion in einem Nebenzentrum: Windler, Renata: Rast-Eicher, Antoinette: Spätmittelalterliche Weberwerkstätten in der Winterthurer Altstadt. In: Zeitschrift für Archäologie des Mittel- alters 27/28 (1999/2000), S. 3-84. o o
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CD M Augsburg, Hst. Dillingen 3 3 Bern
Bern 2
2 Chur, Hst.
Chur 3
3 Freiburg i. Üe. Freiburg 1
1 Görz
Lienz 2
2 Konstanz, Hst. Konstanz 1
1 2 Lindau, Rmzst. Lindau
2
2 Luzern
Luzern 1 1 Mailand Mailand
1 1
1
3 Nürnberg Nürnberg 1
1 Österreich-Tirol Meran/Hall 1 2
3 Pfalz-Neumarkt Neumarkt
1
1 Ravensburg Ravensburg 1
1 Sachsen, Kfstm. Wittenberg 1
1 Schwab. Hall Schwäb. Hall
2
2 Speyer, Hst. Speyer 1
1 Ulm
Ulm 1 1 2 Wertheim Wertheim 1
1 Württemberg Stuttgart 1
1 2 Zürich
Zürich 1 3 4 Gesamtmenge 1 2
1 1 5 5
8 12 3
38
Tabelle 1: Die Fundmünzen des hohen und späten Mit- telalters vom Benderer Kirchhügel, gegliedert nach Prägehalbjahrhunderten und Münzherrschaften/ Münzstätten; nicht aufge- führt sind die beiden karo- lingerzeitlichen Denare 103