Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2002) (101)

ten Kreuzwegstationen, die aus dem Jahre 1901 stammten. Dass bei der Renovation 1944 so achtlos mit den Votivbildern und Kreuzwegstationen um- gegangen wurde, mag mit den Zeitumständen ent- schuldigt werden».4 Emanuel Vogt hält fest: «Lei- der sind die früher in Mariahilf an der Rückwand und den Seitenwänden montierten Votivtafeln, Krücken usw., die ich noch selbst gesehen habe, nicht mehr vorhanden. Sie müssen bei der Renova- tion 1945 abmontiert worden sein».5 In der Zwi- schenzeit hat ein deutlicher Gesinnungswandel stattgefunden: «Objekte der religiösen Volkskunst haben im Interesse von Sammlern und öffentlichen Museen in den letzten Jahrzehnten eine hohe Be- deutung erlangt. Was vor allem im 19. Jahrhundert und bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts vielfach als naiv oder als sentimentaler Kitsch be- zeichnet und belächelt wurde, gilt heute wieder als begehrtes Erwerbsobjekt. Museen, aber auch Pfarrgemeinden und Ordensgemeinschaften ent- decken den Wert ihrer eigenen Inventarstücke neu und tragen durch aufwendige Restaurierungsmass- nahmen zum Erhalt dieser wertvollen kultur- und religionsgeschichtlichen Zeugnisse bei. In mehre- ren grossen Sonderausstellungen wurden kostbare Bestände einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt».6 Am 3. September 2001 erschien in der Ausgabe von Liechtensteiner Briefmarken unter anderem ein Satz zu drei Marken, die dem Thema Ex Voto gewidmet sind. Zwei der ausgewählten Motive 
stammen aus der Kapelle Maria zum Trost auf Dux in Schaan, die Vorlage der dritten Briefmarke be- findet sich in der Kapelle St. Georg in Schellenberg. Die Votivtafeln aus der Dux-Kapelle in Schaan zählen zu den eindrücklichsten und besterhaltenen Ex Voto-Bildern aus dem Fürstentum Liechten- stein. Sie stammen aus der Zeitspanne zwischen dem frühen 18. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.7 «Not lehrt beten!», sagt der Volksmund. In Zei- ten der Bedrohung setzt der Mensch ein Zeichen, so auch heute noch. Dies wurde wieder einmal - weltweit - deutlich in jenen Tagen des Schreckens im September 2001. Gemeinsames Schweigen, brennende Kerzen, Blumen, Flaggen auf Halbmast, Glockengeläute - alles Zeichen der Trauer und Hoffnung zugleich in Zeiten der schieren Hoff- nungslosigkeit. Es sind Zeichen der Bitte, des Dan- kes, der Erinnerung und der Verbundenheit mit den Mitmenschen, aber auch mit höheren Mäch- ten. Nichts anderes als solche Zeichen sind Ex Voto- oder Weihebilder in unzähligen Kirchen, Klö- stern und Kapellen - oder «Werbung für den wah- ren Glauben», wie es Werner-Konrad Jaggi, Kon- servator am Schweizerischen Landesmuseum in Zürich einmal nannte. Nicht vom Künstlerischen oder Ästhetischen her sollen diese auf Holz, Leinwand, Papier oder Hin- terglas gemalten Werke betrachtet werden, son- dern als Zeugnisse erfüllter Heilserwartung. Maria Als Weihegabe dargebrach- tes Eisenschwert aus der Zeit um 200 vor Christus, gefunden 1958 auf der Alpe Matta, Gemeinde Balzers 294
	        

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