VOTIVBILDER AUS LIECHTENSTEIN NORBERT W. HASLER Einführung Die Ex Votos aus dem Raum Liechtenstein waren noch nie Gegenstand wissenschaftlicher Untersu- chungen.1 Das älteste stammt angeblich von 1657, das jüngste in dieser Reihe aus dem Jahre 1825. Insgesamt sind dreizehn Votivbilder fassbar. Dane- ben gibt es eine stattliche Anzahl von Andachtsbil- dern, die dem Umfeld der Votivbilder zuzurechnen sind, die Grenzen dabei sind oft fliessend. Auch bei diesen Bildwerken dürfte es sich in der Regel um Stiftungen in Kapellen und Kirchen zur öffentlichen und privaten Frömmigkeit handeln. Über Jahr- zehnte zählten Ex Voto-Bilder zur selbstverständli- chen Ausstattung von Kapellen und Kirchen auch in unserem Lande. Im Zuge von Renovationen im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde jedoch alleror- ten tatkräftig entrümpelt, dem Geschmack der Zeit musste entsprochen werden.2 Die in einer langen Tradition stehenden Zeugnisse tiefverwurzelter Volksfrömmigkeit verschwanden von der Bild- fläche. So weiss man zum Beispiel, dass sich ehe- mals auch in der Kapelle Mariahilf in Balzers meh- rere Votivbilder befunden haben. Leider ist über deren Verbleib bislang nichts bekannt.' Paul Vogt schreibt in der 1989 erschienenen Festschrift über
die Mariahilf-Kapelle: «Bei den Bemühungen, den schlichten Charakter der Kapelle hervorzuheben, ging man mit der Entfernung der Votivbilder wohl zu weit. Noch heute erinnern sich viele ältere Leute daran, dass im hintern Teil der Kapelle Bilder (Ex voto: Maria hilf - Maria hat geholfen) hingen, auch Krücken sollen dort gehangen haben. ... Die Votiv- bilder wurden vermutlich als wertloses altes Zeug> angesehen und vernichtet. Gleich erging es den al- 1) Ein erster Beitrag dazu vgl. Norbert W. Hasler: Ex Votos aus Liechtenstein. In: Terra Plana 4. 2001, S. 31-38. 2) Albert Ilauser: Die Heiligen im volkstümlichen Glauben und Brauchtum. In: Bernhard Anderes, Alfred Hauser, Norbert Lehmann: AllerHeiligen. Namens- und Kirchenpatrone, Schutzheilige, Nothel- fer. Pfäffikon, 1998, S. 138: «Als unansehnlicher Plunder, als barba- rische <Zeugnisse des Primitivglaubens> fielen diese Zeichen alten religiösen Volksglaubens massenweise der Renovation oder Purifika- tion zum Opfer». Vgl. auch Andreas Rudigier: Ex Voto - Votivbilder aus dem Montafon. In: Jahrbuch Vorarlberger Landesmuseumsver- ein, Freunde der Landeskunde, Bregenz. 2001, S. 105. 3) Vgl. Festschrift 75 Jahre «Fürst Johann-Jubiläumskirche» Pfarr- kirche St. Nikolaus Balzers 1912-1987, Balzers (1987), S. 121: «Früher waren in Mariahilf viele Votivtafeln und andere Zeichen für erhaltene Hilfe in besonderen Anliegen.» Südwestecke in der Kapel- le Maria zum Trost auf Dux in Schaan. Die sich hier befindenden Votivbil- der zählen zu den schön- sten und besterhaltenen Ex Voto-Darstellungen aus Liechtenstein. 293