Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2002) (101)

REZENSIONEN / «IN SCHICKSALSSCHWERER ZEIT GELANGEN DIE PARTEIEN AN EUCH ...» Unzufriedene, welche an sich für frontistisches Ge- dankengut anfällig gewesen wären, banden, wie übrigens auch schon die bestehenden etablierten Parteien. Die «Nationale Front», die gesamtschwei- zerisch von 1930 bis 1940 bestand, suchte von 1934 an auch im Werdenbergischen Fuss zu fas- sen. Dies gelang nicht nachhaltig. Sie organisierte am 17. Februar 1934 einen geschlossenen Vor- tragsabend in der Buchser «Traube», am 24. Mai 1934 eine öffentliche Kundgebung im Hotel «Bahn- hof» in Buchs, an welcher Eduard Rüeggsegger vor etwa 150 Personen sprach; nur die Minderheit da- von waren «Fröntier», davon viele von auswärts, die Mehrheit aber sozialdemokratische und freisin- nige Gegner; entsprechend verlief die Diskussion dann «zeitweise sehr erregt» und knapp an der Grenze zu Tätlichkeiten. An jener Versammlung nahmen offenbar auch Mitglieder des «Liechten- steiner Heimatdienstes», nämlich Carl von Vogel- sang, Rudolf Schädler und Peter Rheinberger, teil, Gegner riefen ihnen beim Verlassen des Saales in Buchs «Rottermörder» nach (vgl. Geiger, Krisenzeit Band 1, S. 386). Der 1933 bis 1935 bestehende Liechtensteiner Heimatdienst wäre im schweizeri- schen Kontext als «frontistisch» einzuordnen. 
Im Werdenbergischen entstand schliesslich 1935 eine Ortsgruppe der Nationalen Front. Die Fronti- sten veranstalteten zum Auftakt am 16. Juni 1935 eine öffentliche Kundgebung in Grabs und in Buchs, indem sie mit ihrer Fahne - welche das langschenklige Schweizerkreuz zeigte - durch bei- de Dörfer marschierten, unter Beteiligung von gut zwei Dutzend einheimischer Anhänger. Die im Sommer 1935 gegründete «Ortsgruppe Oberrhein- tal» der Nationalen Front mit einem «Stützpunkt Werdenberg» kam aber 1935 über zwei Versamm- lungen nicht hinaus, und schon 1936 zerfiel sie, der Entwicklung der Partei im Kanton und in der Schweiz folgend. Auch gesamtschweizerische fron- tistische Nachfolgeorganisationen wie der «Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltan- schauung», die «Nationale Opposition» oder die «Eidgenössische Sammlung» - sukzessive vom Bundesrat verboten - suchten im Werdenberg An- hänger zu gewinnen, ohne merkbaren Erfolg. Dass sich doch in manchen Köpfen Elemente der natio- nalsozialistischen Ideologie einnisten mochten, schliesst Hagmann, bestärkt durch manche Zeit- zeugenaussage, nicht aus. Ein solcher Kopf, jener von Pfarrer Wirth, war übervoll davon. Kundgebung der «Natio- nalen Front» in Grabs, 1935 211
	        

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