Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2002) (101)

REZENSIONEN ANGOLA Gebieten und führte ihren Krieg, nunmehr gegen die Zentralregierung in Luanda, weiter. Das erneut einsetzende Kriegsgeschehen weitete sich zuneh- mend auf das von den Salettiner-Missionen betreu- te Gebiet aus. Der Bürgerkrieg entwickelte sich zu einem Stell- vertreterkrieg zwischen den zwei Grossmächten, da Angola aufgrund seiner reichen Bodenschätze grosse Attraktivität besass. Die international aner- kannte MPLA-Regierung, von der Sowjetunion und von Kuba aktiv unterstützt, misstraute den Missio- naren und verdächtigte sie, mit der UNITA Savim- bis gemeinsame Sache zu machen. Die UNITA ih- rerseits wurde vom Westen und von Südafrika un- terstützt. Anfangs der 1990er Jahre gab es «Silber- streifen am düsteren angolanischen Horizont», da sowohl die Sowjetunion als auch das weisse Apart- heid-Regime in Südafrika zusammenbrachen (vgl. S. 165). Allgemeine Wahlen bescherten 1992 der Regierungspartei MPLA eine Mehrheit, doch die UNITA akzeptierte dieses Ergebnis nicht. Der Bür- gerkrieg flackerte mit neuer Brutalität wieder auf. Innert eines Jahres gab es eine halbe Million Tote und rund 200 000 Kriegsverletzte. Dass dadurch die Missionsstationen in eine verzweifelte Lage ge- rieten, belegt der nachfolgende Bericht: «In Ganda machen die Soldaten nachts Jagd auf Ochsen und Ziegen, tagsüber auf Bauern, welche das Feld bestellen, und <in Lusaka beginnen Frie- densgespräche>. Einigen weissen Missionaren, ob- wohl erfahren, verging buchstäblich das Lachen. Vieles, was sie aufgebaut hatten, war verwüstet, menschenleer, zerstört. Sie sahen sich auf eine Art Reservate zurückgedrängt und teilten diese mit einheimischen Priestern, die ihnen gegenüber gele- gentlich Vorbehalte hatten. Vor allem die Aussichts- losigkeit der Situation machte ihnen zu schaffen. Deshalb entschlossen sich auch zähe und altge- diente Missionare, wenigstens für einige Zeit heim- zukehren und bessere Zeiten abzuwarten ...» (S. 167). 
DIE LEBENSGESCHICHTE VON PATER JOSEF ÖHRI Von diesen tragischen Ereignissen noch weit ent- fernt war Pater Josef Öhri im Jahr 1954, als er zu- sammen mit Pater Erwin Truffer in die Mission nach Angola fuhr. In der neu errichteten Missions- station in der Hanha, damals noch ohne Strom und fliessendes Wasser, fand Pater Josef sein erstes Wirkungsfeld: «Das Erlebnis dieser Einsamkeit im Busch war etwas ganz Ungewohntes für mich», er- zählt er in seiner Lebensgeschichte, abgedruckt im Buch auf den Seiten 173 bis 236 (hier S. 181). Be- ginnende Besuche bei den Gemeinden «im Busch» sowie das allmähliche Erleben der Einheimischen- Sprache Mbundu linderten jedoch die Einsamkeit. Pater Josef berichtet über diese Anfänge: «Im Evangelium lesen wir, wie Jesus durch die Dörfer wanderte, die frohe Botschaft verkündete, Kranke heilte und Tote auferweckte. Ich nahm im- mer Medikamente mit, denn in fast allen Dörfern fand ich Kranke. Wenn ich auch keine Toten aufer- weckte, so habe ich vielleicht doch manchen Kran- ken vom frühen Tod bewahrt und sein Leben ver- längert. Vor meiner Abreise lernte ich bei Dr. Franz Nägele in Eschen das Zähneziehen. Er schenkte mir ein paar Zahnzangen, womit ich dann in all den Jahren viele Hunderte von Zähnen gezogen habe. Das war immer die letzte Arbeit vor der Ab- reise ins nächste Dorf» (S. 185). Dank finanzieller Unterstützung durch das Land Liechtenstein konnte Pater Josef in der Hanha eine Schule mit angeschlossenem Internat erbauen. Die- se Schule, welche Platz bot für 100 Kinder, wurde 1965 eröffnet. Drei Jahre später konnte hier auch eine Kirche eingeweiht werden. Im Jahr 1973 erfolgte die Versetzung von Pater Josef auf die Missionsstation von Caluquembe, eben- falls ein Aussenposten der Salettiner in Angola. Im Jahr 1980 zwang die kommunistische MPLA-Re- gierung die Missionare zur vorübergehenden Räu- mung von Caluquembe. Die Auswirkungen des an- dauernden Bürgerkriegs werden von Pater Josef ausführlich geschildert. Mehrere Missionare fielen 201
	        

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