Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2002) (101)

nach dem Anschluss Österreichs wurde Liechten- stein für die Schweiz ein militärisch wichtiger Punkt. Im Falle einer Besetzung Liechtensteins durch die deutsche Wehrmacht wäre die Festung Sargans in hohem Masse gefährdet gewesen. Der Ellhornhandel stellt ein anschauliches Beispiel für diese angespannte Lage dar. Werner Hagmann untersucht in seiner Arbeit den «Einfluss von Faschismus und Nationalsozia- lismus auf die politische Landschaft im St. Galler Grenzbezirk Werdenberg». Hagmann geht der Fra- ge nach, welche parteipolitischen Kräfte während der Krisen- und Kriegsjahre 1930 bis 1945 im ge- nannten geopolitischen Raum wirkten. Vor allem die Bestrebungen der sogenannten «Frontenbewe- gung», die Deutsche Kolonie und die neuen politi- schen Gruppierungen sind Untersuchungsbereiche. Adrian Gollenberg analysiert in «<Passstaat> und <catena mediana). Zur geographischen und politi- schen Konstruktion von Grenzen im zentralen und östlichen Alpenraum» Raumordnungskonzepte, welche vom Ersten Weltkrieg an in geographischen Darstellungen entwickelt wurden. Die Verquickung und Instrumentalisierung von geographischer Wis- senschaft mit politischer Zielsetzung kommt in die- ser Darstellung, sehr deutlich veranschaulicht durch die zum Teil farbigen Kartenabbildungen, zum Ausdruck. Michael Fahlbusch widmet sich dem Thema «Die Alpenländische Forschungsgemeinschaft 1931-1945: Eine Brückerbauerin des grossdeutschen Gedan- kens?» Fahlbuschs Abhandlung zeigt auf, wie die in Österreich und in der Schweiz angesiedelte Al- penländische Forschungsgemeinschaft (AFG) als Teil der Volksdeutschen Forschungsgemeinschaf- ten (VFG) versuchte, kulturpolitischen Einfluss zu- gunsten des Deutschen Reiches auszuüben. Der Autor zeigt auf, mit welchen Mitteln und auf wel- chen Wegen das wissenschaftliche Hauptziel der AFG, nämlich die Arbeit über das «deutsche Volks- tum» im Alpenraum zusammenzufassen, Kontakte und Vermittlung von Wissenschaftlern zu fördern und schliesslich auch die wissenschaftliche «Ab- wehr» gegen die «Gegenseite» aufzubauen, ange- strebt wurde. Die Ausführungen Fahlbuschs doku-mentieren, 
wie die AFG die Wissenschaft instru- mentalisierte, «indem sie Sprach- und Kulturräu- me zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele defi- nierte, um diese dem romanischen (italienischen und französischen) Kultur- und Politikeinfluss zu entziehen und sie für die deutsche Interessenpolitik verfügbar zu machen». Die Publikation als Ganzes macht deutlich, dass Grenzen nicht nur «politische Phänomene [sind], sondern auch soziokulturelle und mentale». Es ist eine wichtige und lesenswerte Publikation, viel- leicht gerade in Zeiten der Integration einerseits und politisch-geographischer Neuformationen an- dererseits. 188
	        

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