ZWISCHEN MARKT UND ELFENBEINTURM - VOLKSKUNDE HEUTE / HERMANN BAUSINGER Die Volkskunde befasst sich auch mit Fragen des Tourismus. Welche liech- tensteinische Wirklichkeit nehmen Touristinnen und Touristen bei ihrem zu- meist kurzen Aufenthalt im Fürstentum wahr? Was für Bedürfnisse können die Gäste in Liechtenstein befriedigen? Vermutlich handelt es sich bei den hier in Vaduz fotografier- ten Japanerinnen um Rei- sende, die nur wenige Stunden in Liechtenstein verweilen. Will Liechten- stein den oberflächlichen Tagestourismus noch ver- mehrt fördern oder eher auf einen qualitativen Tou- rismus setzen, der Gäste anzieht, welche einige Ta- ge im Fürstentum verwei- len und dabei Land und Leute besser kennenlernen wollen? zenausstellung in Vaduz (beispielsweise als Teil ei- ner volkskundlichen Untersuchung über die Haus- tier-Konjunktur und deren soziale und psychologi- sche Hintergründe). Schliesslich: Auch alle Nach- richten, die mit dem Tourismus zu tun haben, sind einzubeziehen; auch Touristen sind Volk. Und wenn gefordert wird, die Volkskunde müsse sich um die Einheimischen kümmern, ist darauf hinzu- weisen, dass diese Einheimischen - ob sie wollen oder nicht - sich auf die Touristen einstellen.
In einem Roman von Kurt Weiss steht der fol- gende kleine Passus: «Vaduz ist ein ruhiger Fleck. Sicher im Winter. Sicher am frühen Morgen. Unru- 25) Welz, Gisela u.a.: Einkaufen. Ethnographische Skizzen. Konsu- mentenkulturen in der Region Tübingen. Tübingen, 1996. 26) Vgl. Bausinger, Hermann: Nouveaux terrains, nouvelles täches, nouvelles methodes. In: Chiva, Isac; Jeggle, Utz (Hrsg.): Ethnologies en miroir. Paris, 1987, S. 315-331. 141