Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2002) (101)

IMHIHil^H^HMRflHH^HqHI^HI^HDSHMHNHH «Volkskunde heute» in Liechtenstein muss sich zwangsläufig mit Verän- derungen auseinanderset- zen, welche das Land in den vergangenen Jahr- zehnten vom Agrarland zur Industrie- und Dienstlei- stungsgesellschaft verwan- delt haben. Landwirtschaft und Viehzucht existieren zwar weiterhin, wurden aber von der stetig gewach- senen Mobilität aus dem Blickfeld gedrängt. Die Tiere beanspruchen zeit- weise - völlig legitim - trotzdem Platz auf der Strasse, beispielsweise auf dem Weg von der Weide in den Stall. Dies verlangt von den übrigen Verkehrs- teilnehmern einerseits Ge- duld, verschafft ihnen an- dererseits einen Moment des Innehaltens und der Besinnung. Welten begeg- nen sich. 
Nicht nur die grösser ge- wordene Mobilität, son- dern auch politische und wirtschaftliche Ereignisse und Entwicklungen be- wirkten eine grössere Durchmischung der Bevöl- kerung. Auch in Liechten- stein. Kulturen sind sich geographisch näher ge- kommen. Die moderne Telekommunikation er- möglicht es, jederzeit Ge- spräche rund um den Glo- bus zu führen und dafür auch ständig erreichbar zu sein. Ob dies zu einem bes- seren Verständnis der Men- schen und Kulturen unter- einander beiträgt, bleibt eine offene Frage. 
nun - zugespitzt gesagt - nur noch die Katzenmu- sik gegen unliebsame Vorgesetzte, dagegen nichts mehr, was ohne Protestcharakter war. Die Korrek- tur: Beides gilt - zur Volkskultur gehört in der Tat vieles, das früher im toten Winkel blieb, also vieler- lei Formen des Protests, aber eben auch die Fron- leichnamsprozession oder die Fürstenfeier, auch wenn diese von oben initiiert und organisiert ist. - Ein drittes: In jener kritischen Phase wollte die Volkskunde nicht mehr nur beschauliche Bilder und Beschreibungen liefern, sondern sie wollte ein- greifen. Es galt nicht nur wissenschaftliche Proble- me am Schreibtisch zu lösen, sondern über die Wissenschaft soziale Probleme anzupacken. Wie- derum ist festzuhalten, dass dies kein falscher Ak- zent war und dass es sich nicht um ein überholtes Anliegen handelt. Aber es stellte sich heraus, dass es keineswegs leicht ist, an praktischen Lösungen mitzuwirken; oft reichten die wissenschaftlichen Mittel nicht aus. Ich versuche das zu verdeutlichen am Problem der Minderheiten in Deutschland. Bekanntlich gab es seit den 1960er Jahren in Deutschland und auch in den umliegenden Ländern eine kräftige Zuwande- rung von Arbeitsmigranten und -migrantinnen aus 138
	        

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