gen, der Markgraf von Hachberg und die Grafen von Werdenberg, Sulz, Kirchberg und Lupfen oh- nedies schon seiner Herrschaft eng verbunden sei- en, beklagt er [Sigmund], dass demgegenüber die Grafen von Zollern, von Fürstenberg und von Montfort <sich iren graffschaft halben ettwas eus- serlichen hielten, wann sy vermeinen, an mittel under das heilig Römisch Reich zu gehören>. Seine Bitte an den Kaiser, dafür zu sorgen, dass auch die- se
Grafen <mir und unserm haws Osterreich mer verpunden werden>, gipfelt bezeichnenderweise in der
Forderung, <daz eur gnad mir das herzogtum in Swaben mit seiner zugehorung in lehensweis verlihen möge, dadurch sy und ettlich freyherrn unserm haws Osterreich mer gehorsam sein mus- ten und verpunden wern ...>.»31 DIE BRANDISISCHEN FREIHEITEN Die Brandisischen Freiheiten - der Name stammt aus einer Urkunde des Jahres 1614 - wurden dem Freiherrn von Brandis 1430 zum erstenmal verlie- hen. Diese Verleihung durch König Sigismund ist sicherlich wiederum im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die habsburgische Hegemonialpolitik zu sehen; die landesherrliche Gewalt der Freiher- ren sollte gestärkt werden, um einen Übergriff der Habsburger zu verhindern.32 Den Freiherren von Brandis wurde die Aus- übung der Blutgerichtsbarkeit in Vaduz, Schellen- berg und Blumenegg bestätigt und der Privilegien- stand erweitert. Die Urkunde ist im Original nicht mehr erhalten, doch der Text ist vollständig in eine andere Urkunde aus dem Jahr 1465 eingefügt. Aus dem Wortlaut geht hervor, dass dies tatsächlich nicht die erste Verleihung solcher Rechte war: «Und er [Wolfliart von Brandis] haut uns demüticlich gebeten, das wir im den ban über das blut zuo richten in denselben seiner graufschafft und herschafft in Walgoew, Vadutz und am Esch- nerberg zu verlihen und in und sein leut mit den nachgeschriben gnaden und fryheiten als dann die der vorgenannt] Hartmannn ouch von unns gehapt haut, zuo versehen gnediclich geruchten».™
Ritter ist der Meinung, dass diese Verleihung an Bi- schof Hartmann von Chur, den letzten Grafen von Werdenberg-Vaduz, im Jahr 1413 stattgefunden haben muss, weil auch Peter Kaiser in seiner «Ge- schichte des Fürstenthums Liechtenstein» er- wähnt, dass sich Sigismund damals in Chur aufge- halten hat.34 Es findet sich auch bei Kaiser der Hin- weis auf eine Urkunde dieser Art.35 Die wichtigsten Rechte, die Wolfhart von Bran- dis durch diese Urkunde verliehen beziehungswei- se bestätigt bekam, sind: - der Bann, über das Blut zu richten in der Graf- schaft und Herrschaft in Walgau, Vaduz und am Eschnerberg. - Ausschluss der Berufung an das königliche Landgericht Unterrätiens in Rankweil und an das königliche Hofgericht in Rottweil. Dies war eine wichtige Neuerung; alle Untertanen und alle, die in den brandisischen Gebieten wohnten, durften nur noch vor den eigenen Gerichten abgeurteilt wer- den. Eine wesentliche Ausweitung in Bezug auf die Gerichtsrechte erhielten die Brüder Ludwig und Sigmund II. von Brandis im Jahr 1492. Seit damals war es ihnen gestattet, die Blutgerichtsbarkeit nicht durch eigene Richter wahrnehmen zu lassen, sondern diese direkt an die Landammänner zu übertragen: «... auch den vorbestimbten pan über das plut zurichten, so offt es not sein wirdet, den im, die sy zu ainer yeden zeit nuczlichen bedunnken, und vernunnfft und schicklichaithalben darczu tuglich und gut sein, verner verleyhen und zu richten be- velhen sullen unnd mugen, die bey den Aiden, so unns die vorgemelten von Brandiß als hernach- volgt darumb gethan, ...».36 Der Text dieser von Kaiser Friedrich III. ausgestell- ten Urkunde ist ebenfalls nur als Einfügung in einer Urkunde von König Maximilian I. aus dem Jahr 1507 erhalten. Die wichtigsten Bestimmungen be- trafen die Gerichtsrechte, die einen Ausschluss al- ler anderen Gerichte vorsahen (Ausnahmen waren die Landesherren selbst, die ihren Gerichtsstand beim Kaiser oder beim kaiserlichen Hofgericht hat- 10