Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2002) (101)

«LANDTS BRAUCH, ODER ERBRECHT» KARIN SCHAMBERGER-ROGL Die andere frag. Ich frage euch des rechten bey dem eyd, ob das gegen- wärthige gericht genugsamb mit richtern besezt seye, ob ihr auch unter disen richtern möchtet erkennen oder wis- sen haben, 
4r,r,der nit ehrlich oder wer derhalben unbilli- cher weis da sass, und das recht durch ihme verlezt wur- de, den oder dieselben wollt ihr anzeigen bey besagtem eydt. Die 3te frag. Ich frag euch rechtens, ob es auf heutigen tag sich zutrü- ge, nachdem wür nider gesessen, daß man das hochwür- dige heilU'r/e] sacrament fürüber trüg, ob ich macht hätte, mit sambt euch richtern aufzustehen, demselben die ge- bührende reverenz und ehr zu erzeigen und nach dem es noch bey guter bequember tags zeit wäre, ob ich nicht macht hätte, mit sambt euch allen wider nider zu sitzen, zu richten und urtheilen, ob es den kaylserlichen] rechten unnachtheilig. Die 4te frag. Ich frage euch des rechten, ob es sich zutrug, indem daß wür zue gericht sassen, ein iermen, feind, feuer oder Was- ser noth käme, oder wurde, ob ich macht hätte, mitsambt euch aufzustehen,4r>,,solcher lermen und anders helfen, retten und stillen und es noch bey guter tag zeit wäre, das wür nidersässen, ob es den kaylserlichen] rechten nit ent- gegen oder zuwider wäre. Die 5te frag. Ich frag euch des rechten und umb ein bericht, ob es sich zutrug, indem daß ich zu gericht sitzen wurde, daß mich gott der allmächtig mit einer unversehentlichen kranck- heit angriffe, wie ich mich verhalten muß, damit es den ka.y[serlichen] recht nicht nachtheilig wäre. Die 6te frag. Ich frag euch des rechten, ob sich zu trug, indem daß wür zu gericht wurden sitzen, daß grosse wind, hagl oder un- gewitter fürfiel, und ein stunde, dadurch dem gericht buch schaden widerfahren möchte und dadurch mänig- lich verhindert würde, ob ich nit macht hätte, mitsambt euch richtern aufzustehen und unter ein obdach zu rich- ten und sitzen, und ob ich macht hab 
457das recht {gestri- chen: hab] zu verbahnen wie hoch und theuer. 
Nachdem nun die fragen geschehen, fragt der richter aber einen urthlsprecher, der ihn darzu gefeit, dieweil sich das recht so hoch und schwer anziehen will, ob ich nit billich 2 biderman, die da unpartheyisch, auch ge- schickt und tauglbx'A] zu seyn, zu mir nehmen, die bey mir sitzen und bey mir hülflich und redlich seynd, damit das recht desto ordentlicher und rechtlich an sein statt gebracht werde. Wan nun also die fragen nacheinander geschehen seynd, so soll der waibel das gericht lauth der urthl öf- fentlich verbahnen und ausrufen. Wan die sachen zu recht gesezt, so befragt der richter des klägers fürsprech umb ein urthl bey sein eydt und so unsers gnädigen hlerrn] fürsprech dem richter umb an- hörung angeredt. Und hernach die klag fürgebracht und begehrt die urgichten zu erkennen und zu verlesen {ein- gefügt; gestrichen: lassen]. Hirauf fragt der richter, ob es nit billig sey, wan ers dan erkennt, und der landtschreiber die urgichten verlesen. Voigt weither. 4r,fiJezt schafft man den umbstandt abzutreten und zu ruckhen die richter zusammen, dan haben sie rath der urthl halber. Nach ergangenen urthl ruckt man wider von einander und sezt sich ein jeder wider an sein orth, wo er zu vor gesessen ist. Darauf fragt der richter den vorgesagten fürsprechen auf sein eydt umb die urthl zu eröffnen und procedirt man, wie in andern gerichtet!, und wan dan die urtl verle- sen, so kommt und dringet sich der armen sünder für- sprech ihr andwort und bitt fürzubringen, zum ersten, andern und 3ten mahl, wird es dan mit jeder nach formb des rechten fürzutragen wissen. 450) fol. 58v. 451) fol. 59r. 4521 fol. 59v. 453) fol. 60r. 454) fol. 6üv. 455) fol. 61 r. 456) fol. 61 v. 457) fol. 62r. 458) fol. 62v. 101
	        

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