Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

KONZEPT DER KÜNFTIGEN DAUERAUSSTELLUNG DES LIECHTENSTEINISCHEN LANDESMUSEUMS / N. VV. HASLER ebenso für die einzelnen Räume. Zusätzliche com- puterverfügbare Informationsmöglichkeiten wie Sacherweiterungen zum Thema, Umfeldinforma- tionen, Erklärungen oder Zusammenhänge zu ein- zelnen hervorragenden Objekten usw. sind grund- sätzlich als Teil der Ausstellung und nicht als «Schulzimmer» oder «Didaktik-Ecken» zu konzi- pieren. Die technische Ausgestaltung solcher In- stallationen hat auf moderne Seh-, Surf- und Zapp- Gewohnheiten Rücksicht zu nehmen - dies bedingt besonders kurze Abruf- und allenfalls Druckzeiten, schnelle Optionen und Links - ohne aus dem Mu- seum einen «Spielsalon» zu machen. Unter den Gestaltungsmitteln sollen Toninstalla- tionen wie Hörstationen, Hintergrundtexte und -musik usw. nur ganz gezielt, nicht aber zur gene- rellen Präsentation aufgebaut werden. Dasselbe gilt für Lichtspuren und für allfällige Projektions- flächen. Die Gestaltungsmittel sollen eine gemein- same, klare Sprache ausdrücken beziehungsweise sichtbar machen, mit wesentlichen Gemeinsamkei- ten, aber auch mit dynamischer Variationsbreite, die auf die unterschiedlichen räumlichen und sach- lichen Erfordernisse abgestimmt ist. Vieles, wenn nicht alles, ist heute in Bewegung und Umbruch geraten. Um-, Neu-, und Restruktu- rierung, Globalisierung sind nur einige Schlagwor- te. Lange gültige Wertvorstellungen innerhalb der menschlichen Gesellschaft werden auf den Kopf ge- stellt. Die Vielfalt der Sprachen als primäres Mittel der menschlichen Kommunikation ist im Wandel, Englisch ist auf dem Weg (oder schon beinahe am Ziel), gemeinsame Weltsprache zu werden. Sitten und Bräuche, meist jahrhundertelanger Bestandteil bestimmter Landschaften und Gebiete, verlieren vielfach ihren ursprünglichen Sinn und Inhalt und verkommen schlussendlich zur reinen Folklore. Re- gionale Eigenheiten drohen verloren zu gehen, ty- pische und prägende Identitätsfaktoren schwinden allmählich dahin, werden global überlagert und verwässert, neue Gewohnheiten - anfänglich oft belächelt oder skeptisch verfolgt - nehmen nach und nach ihren festen Platz ein. Gottfried Honegger formuliert es so: «Einst war die Welt regional ge- gliedert. Man erfand die Nationen und reduzierte 
so die regionale Vielfalt. Die Globalisierung heute, die moderne Technik, die universelle Vernetzung zerstören endgültig unseren kulturellen Reichtum. Wir werden ärmer».1S Diesem Wandel in Gesellschaft und Staat hat ein Landesmuseum - das Nationalmuseum schlechthin - Rechnung zu tragen. Die Philosophie, die der Ausarbeitung des künf- tigen Ausstellungskonzeptes zu Grunde liegt, ba- siert auf dem Grundsatz, den Menschen dort abzu- holen, wo er steht, in der Gegenwart, in seinen exi- stentiell elementaren Bereichen: Siedeln, Schützen, Herrschen, Arbeiten, Feiern und Nutzen. Diese Begriffe, zentraler Ausdruck menschlicher Tätig- keiten, sind folgenden Schwerpunkten zugeordnet: «Siedeln» beinhaltet schwerpunktmässig die Ur- und Frühgeschichte, «Schützen» das Mittelalter und die frühe Neuzeit, «Herrschen» die Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts, «Schaffen» und «Feiern» das 19. und 20. Jahrhundert und «Nutzen» steht als Leitbegriff für die naturhistorische respektive naturkundliche Abteilung im Erweiterungsbau des Liechtensteinischen Landesmuseums. Diese inhalt- liche Ausstellungsstrukturierung stellt höchste An- forderungen an die Ausstellungsgestaltung in Be- zug auf die Signaletik, die Wegführung für die Mu- seumsbesucher durch die verschiedenen Ausstel- lungsebenen und -bereiche. Leitbegriff Bereichs-Begriffe SIEDELN SCHÜTZEN HERRSCHEN FEIERN SCHAFFEN .NUTZEN 
Alltag, Spuren, Erinnerung Glaube, Besitz, Ordnung Land, Volk, Adel Tradition, Geselligkeit, Ritual Arbeit. Bildung, Kommunikation Natur, Wachstum, Erhältung Unter dem Motto dieser sogenannten Leitbegriffe und geführt durch spezifisch thematisierte Be- reichs-Begriffe wird der künftige Besucher seine ei- 13) Gottfried Honegger: Denkanstösse zur Kunst - heute. Warum ich an die Kunst glaube ... Steinhausen, 1999. S. 53. 369
	        

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