Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

FESTANSPRACHEN ZUM 100-JAHR-JUBILÄUM QUADERER / FRICK / OSPELT / RHEINBERGER chen mit grösserem oder geringerem Erfolg aus- geübt. Auch wenn wir an diesem Tag die Geschich- te hauptsächlich unter der Perspektive des Vereins betrachten, soll doch gesagt sein, dass bei vielen Aktivitäten überall auch andere private und gesell- schaftliche Kräfte mitwirkten. Zu erwähnen ist der Denkmalschutz, Bestandteil des bereits bei der Sat- zungsrevision im Jahre 1912 in die Vereinsstatuten aufgenommenen sogenannten «Heimatschutzes». Der Denkmalschutz fand 1944 durch ein vom Hi- storischen Verein vorbereitetes Gesetz seine recht- liche Form. Bereits ein Jahr später, 1945, unmittel- bar nach dem Ende des Krieges, konnte Dr. Erwin Poeschel für eine umfassende Inventarisierung der kunsthistorisch bedeutsamen Kulturgüter Liech- tensteins gewonnen werden, wofür sich im Ver- einsvorstand vor allem Alt-Landtagspräsident An- ton Frommelt und der neue Regierungschef Ale- xander Frick einsetzten, welch letzterer 1945 auch in den Vorstand des Historischen Vereins gewählt wurde. Fünf Jahre später, also 1950, rechtzeitig zum fünfzigsten Jubiläum des Historischen Ver- eins, lag in der Reihe «Kunstdenkmäler der Schweiz» der von Poeschel bearbeitete Sonder- band über die «Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein» vor. Das Kunstdenkmäler-Buch zeigt, wie ich meine, im Gegensatz zum Urkunden- buch, dass auch gross angelegte Arbeiten zügig durchgeführt und in angemessener Zeit abge- schlossen werden können. Der «Poeschel», wie er im Volksmund heisst, wurde zu einem Standard- werk für kunsthistorisch an Liechtenstein Interes- sierte über viele Jahrzehnte hinweg. Er erfährt nun als Projekt, das beim Historischen Verein angesie- delt ist, eine Neubearbeitung. Dass Kunst auch eine Gegenwart hat, deren Pfle- ge und Sammlung von heute zur Kunstgeschichte von morgen wird, daran erinnert uns das neue Kunstmuseum im Zentrum von Vaduz auf eindrück-liche 
Weise. Vielleicht sollte bei dieser Gelegenheit aber ebenfalls in Erinnerung gerufen werden, dass der Historische Verein auch bei der Begründung der staatlichen Liechtensteinischen Kunstsammlungen nicht ganz unbeteiligt war. Vorstandsmitglied Robert Allgäuer brachte 1965 eine grosse Ferdi- nand Nigg-Ausstellung auf den Weg. Am 14. März 1967 hatte der Vorstand des Historischen Vereins eine seiner Krisensitzungen bei der Fürstlichen Re- gierung im Zusammenhang mit der Räumung des Museums bei der Landesbank. Unter anderem brachte Regierungschef Dr. Gerard Batliner dem Vorstand die Absicht des Grafen von Bendern zur Kenntnis, nach seinem Ableben die in seinem Besitz befindlichen Gemälde dem Land zu vermachen. Bei dieser Gelegenheit regte Gerard Batliner an, wie im Protokoll vermerkt, «jährlich einzelne neuere Ge- mälde durch das Land zu erwerben». Als Berater sollten Fachleute aus der Schweiz, aus Österreich und aus Deutschland gewonnen werden. Vorstands- mitglied Dr. Georg Malin übernahm von Seiten des Historischen Vereins sogleich, wie es dort weiter heisst, «die Vermittlung von Adressen»18 und wurde ein Jahr später selbst zum ersten Konservator der Staatlichen Sammlungen bestimmt, die er bis 1996 leitete. Auch der «tunlichste Schutz der Naturdenk- mäler des Landes» wurde bereits 1912 in die Ver- einsstatuten hineingeschrieben.19 Vorstandsmit- glied Egon Rheinberger war drei Jahre zuvor an der Gründung der Sektion Liechtenstein des dama- ligen Deutschen und Österreichischen Alpenver- eins beteiligt. Ein erster Erfolg konnte mit dem 17) Vereinschronik. In: JBL 12 (1912), S. 145. 18) Historischer Verein, Protokoll der Sitzung vom 14. März 1967 im Büro des Regierungschefs. 19) Vereinschronik. In: JBL 12 (1912), S. 145. 21
	        

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