Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

«MUT HABEN, ANREGEN, DISKUSSIONEN ANFANGEN, DAS SIND SCHON AUFGABEN DES HISTORISCHEN VEREINS» WIE ANNO 1926 DAS VOLK UND SEINE VERTRETER SELBSTBEWUSST AUFGETRETEN SIND Rupert Quaderer: Der eine Text stammt aus der Mitte des 19., der andere aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Diese zwei Teile stellen in verschiedener Weise und zu verschiedenen Zeiten ein Grundproblem dar, welches für mich bis heute ein wichtiges Thema bedeutet. Das ist die Entwick- lung in Richtung demokratischer Rechte, also mehr Mitspracherecht des Volkes. Grundsätzlich sehe ich schon, dass die Waagschale sich immer mehr in Richtung Volksrechte neigt. Die Waagschale geht aber nicht gleichmässig auf die eine Seite, sondern es gibt immer wieder ein Innehalten der Waag- schale, vielleicht sogar die Gefahr, dass sie zurück geht. Aber grundsätzlich glaube ich daran, dass diese Entwicklung auf die Dauer nicht aufgehalten werden kann. Die eine Aussage ist von Peter Kaiser (1793 bis 1864): «Wir wollen in Zukunft als Bürger und nicht als Unterthanen behandelt sein». Dieser Satz stammt aus einer von Peter Kaiser verfassten Adresse an den Fürsten und ist im Umfeld der 1848er Revolution zu sehen. In dieser Auseinan- dersetzung ging es um mehr Volksrechte: ein Zurückbinden der Rechte des Fürsten und eine Ausweitung der Rechte des Volkes. Mir scheint die Aussage, dass man vom Untertanen zum Bürger wird, der entscheidende Schritt zu sein. Untertan sein heisst, jemanden über sich zu haben, der sagt - vielleicht gut gemeint - was richtig ist für die Un- tergebenen. Dies war die Auffassung im aufgeklär- ten Absolutismus. Bürger sein, heisst mitreden. Das heisst natürlich auch Heraustreten aus der Ab- hängigkeit, aber auch ein Übernehmen von Verant- wortung. Man setzt sich gewissen Risiken aus und muss selbst entscheiden. Vom Untertan zum Bürger, das ist ein Begriff, der 1848 sehr wichtig war. Es ist damals noch nicht gelungen, diesen Schritt auch tatsächlich zu tun. Darum ging der Kampf weiter. In der 1921er Verfassung wurde ein weiterer Schritt getan; des- halb lautet die zweite Aussage: «Nun, freies 
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i>e£ &taat$tviUcn$t Erteile fel&fi! tft fein 6d)itffan Flugblatt von 1926 der damaligen Regierung unter Regierungschef Gustav Schädler 283
	        

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