Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

führen und Sie dazu einladen zu können».71 Der seinerzeit eigens eingerichtete Museumsfonds hat- te 1953 einen Stand von 1178.90 Franken erreicht. Das Jahr 1954 war ein Meilenstein in der Ge- schichte des Historischen Vereins für das Fürsten- tum Liechtenstein wie für das Landesmuseum. An Pfingsten des Jahres 1954 fand die Eröffnung des Landesmuseums «ohne besondere äussere Feier- lichkeiten durch Freigabe des Besuches der Samm- lungen statt».74 Im entsprechenden Jahresbericht wird ein Überblick über die Sammlungen gegeben, der gleichzeitig einen ersten Führer durch das neu errichtete Landesmuseum darstellt: «Die Sammlung wird eingeleitet mit einer topographischen Darstel- lung des Landes in Form eines Reliefs und einem kurzen erdgeschichtlichen Überblick. Das Relief ist erstellt worden von Prof. Dr. Schallert in Feldkirch, wurde von der fürstlichen Regierung erworben und der Sammlung zur Verfügung gestellt. Grundlage für das Relief bilden die neuen Kartenblätter 1:10 000 mit dem Schnitt der Höhenkurfen in Äquidistanz von zehn Metern. Dadurch ist eine weitgehende Ge- ländegestaltung ermöglicht. Die geologische Sammlung umfasst die erdge- schichtlichen Entwicklungsstufen unseres Landes: Neuzeit, Flysch, Kreide und Trias. Aufgelegt sind die typischen Gesteinsbildungen, besonders die fossile Fauna und Flora mit Ausschluss der Mikro- formen, also die mit blossem Auge sichtbaren ver- steinerten Formen der ehemaligen Tier- und Pflan- zenwelt und Kristallstufen. Das Material ist in jahre- langer Arbeit durch Flochwürden Herrn Kanonikus Frommelt zusammengebracht und vom Histori- schen Verein für die Sammlungen übernommen worden. Die Sammlung umfasst nur Fundstücke aus dem Landesgebiet und will das Verständnis für den heimatlichen Boden vertiefen und zugleich das Verständnis der geologischen Karte des Landes veranschaulichen. Die prähistorische Sammlung im Landesmuse- um ist so aufgestellt, dass für die wichtigen Statio- nen und Fundstellen je eine der grossen Vitrinen gewidmet ist. So enthält die erste Vitrine die besten Funde des Siedlungsplatzes Lutzengütle, wo in schöner Schichtenfolge drei Kulturabschnitte der 
Jungsteinzeit (Schussenrieder, Michelsberger und Llorgener Kultur) in schönen Funden festgestellt werden konnten. Aber auch noch in den späteren Perioden, in der Bronzezeit und in der frühen und späten Eisenzeit war der Platz besiedelt. Die zweite Vitrine enthält die Funde der Statio- nen Schneller (Urnenfelderkultur um 1000 v. Chr. und späte Eisenzeit ca. 400 v. Chr. bis zur Römer- zeit) und Malanser, wo Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit (3. Jahrtausend v. Chr.), dann aber auch ganz besonders aus der Mittleren und späten Bronzezeit (Hügelgräberbronzezeit und Melauner Kultur) gefunden wurden. In der dritten Grossvitrine sind die Funde von Gutenberg-Balzers ausgestellt. Besondere Beach- tung finden hier die eigenartigen Bronzefiguren, die irgendwie kultische Bedeutung haben und in der späten Eisenzeit (La Tene) mit Beginn um etwa 400 v. Chr. entstanden sind. Auch die Bronzezeit und die Melaunerkultur mit ihrer eigenartigen Ke- ramik sind hier gut vertreten. Für die wichtige Höhensiedlung Borscht am Schellenberg sind einige Wandvitrinen reserviert worden. Vom Borscht sind Funde ausgestellt aus der Jungsteinzeit (Rössener und Michelsberger Kultur), aus der mittleren Bronzezeit und aus der Eisenzeit. Eine gute Einsicht in die Schichtverhältnisse auf dem Lutzengütle bietet das im Schweizerischen Landesmuseum präparierte Schichtprofil. In mehreren Kleinvitrinen sind an den Wänden ergänzte Gefässe ausgestellt. Besonders beachtens- werte Stücke sind hier der Rössener Topf von Gu- tenberg und der Schussenriederkrug vom Lut- zengütle. Die Wandvitrinen auf der Ostseite enthalten Stücke vom Lutzengütlekopf und Streufunde, be- sonders Bronzen aus dem ganzen Lande. Für die schönen Alemannenfunde von Schaan und Eschen und für die Römerzeit ist eine grosse Wandvitrine vorhanden. Eine Herdstelle vom Lutzengütle und ein Grab aus der Römerzeit finden ebenfalls gebührende Be- achtung. Die nicht ausgestellten Funde sind im Depot- raum übersichtlich geordnet. 264
	        

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