Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

DIE SAMMELTÄTIGKEIT DES HISTORISCHEN VEREINS UND DES LIECHTENSTEINISCHEN LANDESMUSEUMS / N. W. HASLER Funden, die im Laufe der Zeit in die Sammlungen Eingang fanden. Aber auch andere Sammlungsge- biete wurden stetig ausgebaut. So heisst es in der Vereinschronik 1936: «Aus Balzers hat unser Vor- standsmitglied Hochwürden Herr Landtagspräsi- dent Frommelt einen Stein, auf dem sich verschie- dene Zeichen befinden, geborgen; die frühere Zweckbestimmung des Steines ist noch nicht klar- gestellt. - Hochwürden LIerr Frommelt hat die von ihm angelegte Sammlung von Versteinerungen aus dem Steinbruch am Limseneck bei Ruggell durch prachtvolle Stücke ergänzt und erweitert. Ferner wurde der Grundstein zu einer Sammlung von Versteinerungen aus der Trias angelegt. Die Stücke dieses Teiles der Sammlungen stammen von Bar- gella-Silum».50 In der folgenden Jahresversamm- lung gelangte der Vorstand mit einem neuen Auf- ruf an seine Mitglieder: «Weil beabsichtigt ist, die Sammlungen unseres Vereines allmählich zu er- weitern, würden mit besonderem Danke auch Ge- genstände entgegengenommen, welche zum Bei- spiel in vergangenen Zeiten dem täglichen Gebrau- che gedient haben oder sonstwie im Leben des Volkes von Bedeutung waren, heute aber entweder nicht mehr oder nur mehr selten verwendet wer- den. Wir denken dabei nicht zuletzt an Gebrauchs- gegenstände der Milchwirtschaft in den Dorf- und Alpensennereien, wie der Landwirtschaft über- haupt und der alteingesessenen Gewerbsarten. Die Eigentümer solcher Gegenstände werden hiermit gebeten, uns Mitteilung zu machen».51 Die Zuwendungen und Ankäufe für die mittler- weile vielfältigen Sammlungen häuften sich nun stetig; so wurden 1939 unter anderem sechs Blei- stiftzeichnungen mit Darstellungen aus Vaduz, Schellenberg, Schaanwald und Bendern von Karl August Kayser (1813 bis 1874), angeboten durch Konservator Adolf Hild aus Bregenz, für 200 Fran- ken durch die fürstliche Regierung angekauft und dem Verein übergeben.52 Im Zuge der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges verlegte die Fürstliche Familie 1938 ihren ständi- gen Wohnsitz auf das Schloss Vaduz. So musste der Vorstand an der Mitgliederversammlung im «Wald- hotel» in Vaduz vom 20. Oktober 1940 mitteilen: 
«Die Sammlungen des Vereins für das Fürstentum Liechtenstein sind im heurigen Sommer vom Schloss Vaduz in das Rathaus der Gemeinde Vaduz übertragen worden, nachdem die bezüglichen Räu- me des Schlosses für andere Zwecke benötigt wer- den. Seiner Durchlaucht dem Landesfürsten wurde für die bisherige Raumgewährung und für die Übernahme der Übersiedlungskosten der aufrich- tigste Dank ausgesprochen».53 Die Sammlungen waren also von Schloss Vaduz ins Rathaus weitergezogen und der seinerzeitige Aufruf nach Ausweitung der Sammlungsbestände musste - wenigstens teilweise - zurückgenommen werden. Der Vorstand teilte 1944 mit: «Den da und dort geäusserten Wünschen, der Historische Verein 43) Kopie des Schreibens im Archiv des Liechtensteinischen Landes- museums. 44) Kopie des Schreibens im Archiv des Liechtensteinischen Landes- museums. 45) Vgl. Rudolf Degen: Der Beginn der römischen Herrschaft im Rheintal und die frührömischen Helme von Schaan. In: helvetia archaeologica, 9/ 1978. 34/36. S. 167-180. Ebenso: Norbert W. Has- ler: Kulturgut aus Liechtenstein - abgewandert oder verloren. In: JBL 93 (1995), S. 408 f. 46) JBL 35 (19351, S. 139. 47) Vgl. Norbert W. Hasler: Der Hochaltar der ehemaligen Kapolle St. Sebastian und Rochus in Nendeln. In: JBL 91 (1992), S. 257-278. 48) Vgl. JBL 56 (1956), S. 76. 49) 1938 teilte der Vereinsvorstand mit: «Die Vorstandschaft unseres Vereines strebt an, allmählich eines seiner Mitglieder für die fach- gemässe Ausführung von Ausgrabungen heranzubilden; in diesem Sinne hat Herr Lehrer [David] Beck über unser Ersuchen im Septem- ber 1938 in Ölten einen Kurs für Forschungen auf vorgeschichtli- chem Gebiete mitgemacht. Lehrer Beck hat bekanntlich auch bei den Ausgrabungen im Lutzengütle 1937 mitgearbeitet»; vgl. JBL 38 (1938). S. 153. In späteren Jahren wurden vor allem Dr. Emil Vogt. Universitätsprofessor und Konservator am Schweizerischen Landes- museum in Zürich, sowie Universitätsprofessor Dr. Elmar Vonbank, Direktor des Vorarlberger Landesmuseums Bregenz, als Fachexper- ten beigezogen. 50) JBL 36 (1936), S. 97 f. 51) JBL 37 (1937), S. 181. 52) JBL 39 (1939), S. 122. 53) JBL 40 (1940), S. 338. Die Umzugskosten für Sammlungen und Bibliothek vom Schloss ins Rathaus beliefen sich auf 130 Franken; vgl. JBL 41 (1941), S. 163. 259
	        

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