DIE SAMMELTÄTIGKEIT DES HISTORISCHEN VEREINS UND DES LIECHTENSTEINISCHEN LANDESMUSEUMS / N. W. HASLER Wasserleitungsarbeiten gefunden wurde.40 Dieser LIelm wurde heuer im Mai in Zürich nebst den übrigen Beständen der von Schwerzenbach'schen Sammlungen zum Verkaufe angeboten. Zwei Vor- standsmitglieder unseres Vereins besuchten diese Auktion, um wenn möglich dieses seltene, viel be- achtete Stück für unsere Sammlungen zu erwer- ben. Nebst dem Schweizerischen Landesmuseum in Zürich und uns, hat sich um den Helm auch ein Amerikaner beworben und ist letzterer der Ei- gentümer desselben geworden. Damit ist nun die- ses schöne Stück leider wohl für immer für unser Land verloren. Ein zweites Stück, aber nicht so gut erhalten, befindet sich im Vorarlberger Landesmu- seum. Dieses Stück stammt von der gleichen Fund- stelle».41 Mit Datum vom 20. April 1935 ging ein Schreiben der Fürstlichen Regierung in dieser Sa- che an die fürstliche Kabinettskanzlei in Wien mit folgendem Inhalt: «Sehr geehrter Herr Kabinettsdirektor! Beiliegend erhalten Sie einen Auktionskatalog der nächsthin in Zürich stattfindenden Auktion über die Waffensammlung von Schwerzenbach in Bre- genz. In dieser Auktion kommt ein für Liechten- stein äusserst wichtiges und wertvolles Stück (Rö- mischer Helm, Abbildung letzte und vorletzte Seite 485) zum Verkaufe. Das Stück wurde seinerzeit in Schaan gefunden bei der Legung der Wasserlei- tung, dann von Schwerzenbach aufgekauft und in seinen Privatbesitz genommen. Es ist eines der schönsten Stücke dieser Art, die überhaupt je ge- funden worden sind und es wäre äusserst bedauer- lich, wenn dieses Stück für immer aus der Gegend verschwinden müsste. Seinerzeit bemühten sich Durchlaucht der verstorbene Fürst Johannes um den Erwerb des Objektes. Die Forderungen waren aber damals, wie es in der Zeit lag, äusserst hohe. Heute dürfte die Sache zu ganz annehmbaren Prei- sen erstanden werden können. Der Historische Verein hätte Interesse, seinerseits zu tun, was er nur kann, um das Stück zurück zu erwerben. Die Mittel des Vereines sind jedoch derart beschränkt, dass es ohne grosse Geldaufnahme neben den lau- fenden Ausgrabungs- und Vereinskosten unmöglich ist, den Kauf von sich aus zu leisten. Wir ersuchen
Sie daher, sehr geehrter Herr Kabinettsdirektor, die Angelegenheit ehestens Seiner Durchlaucht zu unterbreiten, um den Landesfürsten für die Ange- legenheit zu interessieren. Ich betone nochmals, es wäre sehr schade, wenn dieses prachtvolle Stück für die liechtensteinische Geschichte abhanden kommen müsste. Heute dürfte sich der Preis auf schätzungsweise Fr. 5000 stellen, während vor Jahren vielleicht mit Fr. 25000 und noch mehr Tausenden zu rechnen war. Ich muss Sie, sehr ge- ehrter Herr Kabinettsdirektor, bitten, die Angele- genheit möglichst rasch behandeln zu wollen, weil, wie Sie aus dem Katalog ersehen können, die Auk- tion am 7. Mai in Zürich stattfinden soll und wir bis dahin nicht nur den Bescheid haben sollten, sondern unsere Vorkehrungen treffen müssten, was von Seite des Historischen Vereins und evtl. von Seite der Regierung und des Landes getan wer- den könnte. Für Ihre Bemühungen recht herzlichst dankend, entbiete ich Ihnen für die kommenden Feiertage die ergebensten Grüsse und Wünsche. Fürstliche Regierung».42 (Es folgt die Unterschrift von Anton Frommelt). Am 26. April 1935 kam die Antwort aus Wien, ge- richtet an: Seiner Hochwürden, Flerrn Landtags- präsidenten Anton Frommelt, fürstl. Regierungs- chef-Stellvertreter, Vaduz, mit folgendem Inhalt: «Euer Hochwürden! Verehrter Landtagspräsi- dent und Regierungschef-Stellvertreter! 37) JBL 34 (1934), S. 138 f. 38) Die Jahre 1934/35 betreffend, denn die Vereinsjahre sind nicht, unbedingt identisch mit dem jeweiligen Kalenderjahr. 39) JBL 35 (1935), S. 139. 40) Die beiden Helme wurden noch am selben Tage um vier Gulden weiterverkauft, fanden kurze Zeit später für je fünf Gulden einen neuen Käufer und gelangten schliesslich in den Besitz des Bregenzer Fabrikanten Carl von Schwerzenbach; vgl. Rudolf Degen: Der Beginn der römischen Herrschaft im Rheintal und die frührömischen Helme von Schaan, in: helvetia archaeologica. 9/1978. 34/36, S. 171. 41) JBL 35 (1935), S. 139. 42) Kopie des Schreibens im Archiv des Liechtensteinischen Landes- museums. 257