Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

und Wissenschaft in Bregenz (gegründet 1902)12, ja sogar der Verein der Vorarlberger in Wien (gegrün- det 1868). Alle diese Vorarlberger Vereine traten mit dem neu gegründeten Historischen Verein in Vaduz schon sehr bald in einen Schriftenaustausch oder traten ihm als Mitglieder bei: der Vorarlberger Museumsverein 1903, der Verein für christliche Kunst und Wissenschaft 1910, der Verein der Vor- arlberger in Wien 1911, der Wissenschaftliche Club von Vorarlberg 1918. Noch früher ist die Zusammenarbeit des Histori- schen Vereins mit den in der Geschichtsforschung besonders aktiven Institutionen gewesen. So gab es vom Beginn der Vereinsgründung an eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Lan- desarchiv in Bregenz und den führenden höheren Schulen des Landes, dem k.u.k. Staatsgymnasium in Feldkirch und der Stella Matutina in Feldkirch, die seit jeher auch Schüler aus Liechtenstein be- treut haben. Der Schriftenaustausch ist für alle drei Institutionen seit 1903 bezeugt; er wird bis in die Gegenwart fortgeführt, auch wenn diese Institutio- nen heute teilweise ein anderes Gesicht bekommen haben. Die wohl stärkste und dauerhafteste Bindung wurde zwischen dem Historischen Verein und dem Vorarlberger Landesarchiv eingegangen. Diese Bindung hat vor allem zwei Ursachen: sie liegt ein- mal in der Person des Vorarlberger Landesarchi- vars Viktor Kleiner begründet, zum andern in der Gründung des Landesarchivs, die fast gleichzeitig mit jener des Historischen Vereins erfolgt ist. Das Vorarlberger Landesarchiv wurde 1898 gegründet und nahm 1899 seinen Betrieb auf.13 Als eine da- mals noch sehr junge und dynamische Institution war das Landesarchiv in der Aufbauphase an Kon- takten mit verwandten Einrichtungen brennend in- teressiert. Und so ist es auch erklärlich, dass der Landesarchivar Viktor Kleiner nicht nur 1901 Gründungsmitglied des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein14 und 1940 dessen Ehrenmitglied15 wurde, sondern dass er auch mit eigenen Ideen auf die Vereinsarbeit Einfluss ge- nommen hat (Stichwort: Heimatschutz), so wie er andererseits auch seit 1897 Mitglied des internatio-nalen 
«Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung» war und 1921 massgeblich be- teiligt war an der Gründung des «Vereins für Hei- matkunde des Westallgäus».16 Viktor Kleiner stand hinsichtlich einer grenzüberschreitenden regiona- len Geschichtsforschung unserer heutigen Zeit in keiner Weise nach. Das Vorarlberger Landesarchiv wurde in seiner Gründungszeit auch von Geschichtsforschern aus Liechtenstein frequentiert. Zu den frühen Benut- zern des Landesarchivs gehörten Johann Baptist Büchel (1853 bis 1927) und Schulinspektor Josef Gassner (1858 bis 1927), die hier von Viktor Klei- ner betreut wurden.17 Einen Schatten auf dieses gedeihliche Zusam- menwirken der liechtensteinischen und Vorarlber- ger Geschichtsforschung warf ein «Historiker- streit» zwischen den Vorarlbergern Dr. Albert Rit- ter (1872 bis 1931) und Professor Dr. Josef Zösmair (1845 bis 1928) einerseits und Johann Baptist Büchel andererseits. Ritter hatte Büchels «Ge- schichte der Pfarrei Triesen» im «Vorarlberger Volksfreund» kritisiert, worauf Büchel im «Vorarl- berger Volksblatt» vom 2. September 1903 eine Antwort gab. Zösmairs Kritik an den «Regesten der Herren von Schellenberg» und an der «Geschichte der Pfarrei Triesen», ebenfalls im «Vorarlberger Volks- freund» erschienen, wies Büchel in einem Vortrag auf der Jahresversammlung am 17. Juli 1904 in Va- duz zurück.18 Die Hintergründe dieser Angriffe lie- gen wohl zu einem guten Teil auch im Politischen und Weltanschaulichen begründet. Der Publizist Dr. Albert Ritter war ein Deutschnationaler, der sich in Wort und Schrift vehement für eine Vorherr- schaft Deutschlands in Europa einsetzte; er hatte daher wenig Sinn für Kleinstaaten, die mit Hilfe der Geschichte ihre Eigenständigkeit verteidigten. Der LIistoriker Josef Zösmair vertrat politisch ei- nen «grosstirolischen» und zudem antiklerikalen Standpunkt, dem die Aktivitäten Viktor Kleiners su- spekt waren. Aber auch zwischen Kleiners und Büchels Verständnis der Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung und jenem Zösmairs lagen Welten. Zösmair vertrat als Historiker einen streng 226
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.