Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

NATURWISSENSCHAFTLICHE UND NATURHISTORISCHE BEITRÄGE IM JAHRBUCH / HANS-JÖRG RHEINBERGER keit» (Band 
92), «Dr. med. Albert Schädler 1848 bis 1922. Arzt, Politiker, Historiker» und «Dr. med. Pe- ter Marxer 1850 bis 1885» (beide Band 94) sowie als 
Nachtrag «Dr. med. Franz Xaver Gassner. 1721/22 bis 1751» (Band 95). Ein Manuskriptfrag- ment 
mit «Bemerkungen über den Sogenannten Milzbrand», das ein Referat des bereits in Band 76 gewürdigten Landesphysikus Gebhard Schädler vor dem Graubündner Ärzteverein aus dem Jahre 1822 behandelt, erschien schliesslich vergangenes Jahr (Band 99). Für das Erscheinen dieser Arbeiten hat sich vor allem Robert Allgäuer unter dem Vor- sitzenden Alois Ospelt (seit 1986) eingesetzt. Die Beiträge geben einen umfassenden Einblick über den Transfer medizinischen Wissens aus den uni- versitären Zentren Deutschlands und Österreichs in eine ländlich-bäuerlich geprägte Umgebung über zwei Jahrhunderte hinweg. Bis spät ins 19. Jahrhundert hinein blieben in Liechtenstein die Ärzte die einzigen, die naturwissenschaftliches Wissen direkt ins Land brachten und es auch in hy- gienische und präventive Massnahmen - wie etwa die Pockenschutzimpfung - umsetzten. Hof gab es keinen im Land, höhere Schulen auch nicht, und der Klerus glänzte in Liechtenstein keineswegs durch die Verbreitung naturwissenschaftlichen Wissens. 
SCHLUSSBEMERKUNG Diese Situation hat sich aufgrund vieler Faktoren im 20. Jahrhundert grundlegend verändert. Daran hat der Historische Verein mit so manchem Artikel in seinen Jahrbüchern und den von seinem Vor- stand angeregten Forschungen einen gewichtigen Anteil. Meist bot er ein publizistisches Forum, manchmal griff er auch gestaltend ein. Die naturhi- storisch-naturkundliche Arbeit ist heute dank der in diesem Bericht geschilderten Aktivitäten vor al- lem seit den 1970er Jahren in Liechtenstein zur ak- zeptierten kulturellen Daueraufgabe geworden. Na- turwissenschaftliche Forschung im engeren Sinne - also nicht als Hilfswissenschaft im Auftrag der Ar- chäologie an auswärtigen Universitäten erledigte Forschung - wird allerdings im Land selbst erst seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in den Labors unserer grösseren Industriebetriebe durchgeführt. Diese Arbeit vollzieht sich bis heute jedoch weitge- hend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Es wäre zu wünschen, dass demnächst einmal von einem In- dustrie- und Wissenschaftshistoriker eine grössere Arbeit über die Geschichte der Industrieforschung in Liechtenstein einschliesslich ihrer Anfänge in den 1930er und 1940er Jahren in Angriff genom- men werden könnte. Eine solche Arbeit würde das Jahrbuch des Historischen Vereins im neuen Jahr- tausend mit einer weiteren, bisher unbearbeiteten Facette der Liechtenstein-Forschung bereichern. 219
	        

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