Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

einige alte Urkunden aus der Sammlung ins Regie- rungsarchiv. Auf seinen Wunsch wurde nach sei- nem Tod der ganze restliche Bestand durch seine Tochter Elwine Hinkelbein dem Regierungsarchiv übergeben. Er wird heute unter der Bezeichnung «Schädler-Akten» im Liechtensteinischen Landes- archiv verwahrt und bildet ein für das Land Liech- tenstein überaus bedeutsames Vermächtnis.18 An der Jahresversammlung 1909 referierte Schädler über die Urgeschichte des Landes, prähistorische und römische Funde in Liechtenstein. Er erkannte die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Fund- dokumentation und Sammlung. Denn auf seine An- regung hin erteilte die Versammlung dem Vereins- vorstand den Auftrag, «sich mit der fürstlichen Re- gierung ins Benehmen zu setzen, dass die Samm- lung liechtensteinischer Altertümer von anderen Sammlungen getrennt und dem Vereine in beson- dere Obhut übergeben werde.» Die Funde sollten geordnet und registriert, ein Konservator bestellt werden, «der auch in Fällen, wo bei gelegentlichen Grabungen von Wasserleitungen, bei Grabungen für Neubauten etc., Funde erhofft werden können, zu intervenieren hätte.» Die Aufgabe eines Konser- vators wurde in der Folge dem Vorstandsmitglied Egon Rheinberger übertragen.19 Dieser berichtete an der Jahresversammlung 1911 zusammen mit Schädler über die Ausgrabung von Resten einer rö- mischen Villa in Triesen.20 An der Jahresversamm- lung 1918 schilderte Schädler aus Anlass des 60- jährigen Regierungsjubiläums des Fürsten die ge- schichtliche Entwicklung Liechtensteins in dieser Zeit und hielt zudem einen Vortrag über das Hun- gerjahr 1817 in Liechtenstein.21 Auf Albert Schädler ist eine wesentliche Erwei- terung der Zielsetzung des Historischen Vereins zurückzuführen. Als an der Jahresversammlung 1910 die Gründung eines Vereins für Heimatschutz in Liechtenstein angeregt wurde, beantragte Schädler, diese Aufgabe dem Historischen Verein zu übertragen. «Die Heimat in ihrer natürlichen und geschichtlich gewordenen Eigenart zu schüt- zen», sollte als zusätzlicher Vereinszweck in die Statuten aufgenommen werden. Die Erweiterung des Aufgabenfeldes sollte umfassen «Verhütung 
von Verunstaltungen der Natur und des Dorfbildes, Einflussnahme bei Erstellung öffentlicher Bauten, Erhaltung alter schöner Heimstätten, Fortbildung der überlieferten ländlichen Bauweise und Pflege der Volkskunst auch auf dem Gebiete der bewegli- chen Gegenstände», weiters Erforschung von «Sit- ten, Gebräuchen, Sagen, Legenden, Sprichwörtern und Volkstrachten». Die Versammlung beauftragte den Vereinsvorstand, eine entsprechende Statu- tenänderung vorzubereiten.221912 wurde diese bis heute wohl bedeutendste programmatische Ergän- zung der Statuten beschlossen.23 Besonders ausgeprägt war bei Dr. Albert Schäd- ler die Verbindung von Politik und historischer For- schung. Er war überzeugt, dass ein Volk, das seine Vergangenheit nicht kennt, auch sein Vaterland nicht lieben könne. In der Liebe zur Heimat sah er den Nährboden für das staatliche Leben, aus dem der Zusammenhalt wachse. Das Wissen um diese Zusammenhänge war ihm Ansporn für seine schöpferische Tätigkeit als Geschichtsforscher und Vorsitzender des Historischen Vereins. Dies gab er auch gegen Ende seiner Amtszeit zu erkennen, als er an der Jahresversammlung 1920 Rückschau auf die vergangenen 20 Jahre Tätigkeit des Vereins hielt und meinte, dessen ideale Arbeiten sollten ab- seits von allem Parteigetriebe dem Vaterlande die- 18) Rheinberger, Rudolf: Dr. med. Albert Schädler, 1848-1922. Arzt, Politiker, Historiker. In: JBL 94 (1997), S. 101-150, hier S. 143. 19) Vereinschronik. In: JBL 9 (1909) S. 136 f. 20) Vereinschronik. In: JBL 1 1 (1911), S. 174-179. 21) Vereinschronik. In: JBL 18 (1918), S. 79. 81. 22) Vereinschronik. In: JBL 10 (1910). S. 187 f. 23) Vereinschronik. In: JBL 12 (1912), S. 144-147. 24) Vereinschronik. In: JBL 20 (1920), S. 85. 168
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.