Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

politisches Testament: «Das Heil aber liegt nicht in der im Lande schon allzu lange wirkenden Zerris- senheit, welche diese geschilderten Zustände her- vorrief, sondern in der Wiederherstellung des inne- ren Friedens, welcher unser früher ruhiges und glückliches Volk beseelte, und in der energischen Arbeit einer starken, von Parteihader und von Volkslaunen unabhängigen Regierung. - Mögen die Zwistigkeiten und der Unfriede, die durch die Par- teiwirren in unserem Ländchen entstanden, nun endlich zu Grabe getragen werden und friedliche Zustände wiederkehren.»8 HISTORIKER Dr. Albert Schädler gehörte dem vorbereitenden Komitee der konstituierenden Sitzung des Histori- schen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein am 10. Februar 1901 an.9 Er war wohl zusammen mit Johann Baptist Büchel die treibende, führende Kraft im Kreise der Initianten. Schädler und Büchel waren geschichtlich interessiert und gebildet, mit- einander befreundet über ihre enge Zusammenar- beit im Landtag und verwandt in ihrer politischen Gesinnung. Schädler leitete die Gründungsver- sammlung, hielt die Begrüssungsansprache und erörterte Ziele und Statuten des Vereins. Dieser sol- le in dem nun begonnenen neuen Jahrhundert ins Leben treten und sei berufen, die Geschichte unse- res Heimatlandes und unserer Vorfahren in den vergangenen Jahrhunderten zu erforschen, erklär- te Schädler. Er umschrieb bereits recht umfassend das Aufgabenspektrum des Vereins und dessen Be- deutung für den Staat Liechtenstein. Er betonte die eigenartige geschichtliche Entwicklung Liechten- steins «durch Walten der Vorsehung» und sah die Geschichte auch als Lehrmeisterin des liechtenstei- nischen Volkes. Die umfassende kulturgeschichtli- che Forschung und Sammlung der dazu erforderli- chen Quellen erachtete er als Hauptaufgabe des zu gründenden Vereins. Dr. Albert Schädler wurde zu dessen erstem Vorsitzenden gewählt.10 Und sogleich entfaltete Dr. Schädler eine rege Tätigkeit. Dem Verein wendete er seine ganze 
Energie und Liebe zu. Für ihn brachte er auch manche finanzielle Opfer. Gewandt leitete er Jah- resversammlungen und Vorstandssitzungen. Er war es vor allem, der durch sein hohes Ansehen und seine vielen Verbindungen über die Landes- grenzen hinweg den Schriftentausch mit zahlrei- chen ausländischen historischen Vereinen und wis- senschaftlichen Institutionen in die Wege leitete. Eine erste Exkursion des Historischen Vereins 1905 nach Chur, verbunden mit einem Empfang durch den Bischof und Alt-Regierungsrat Dr. Placi- dus Plattner, Mitbegründer der Historisch-Antiqua- rischen Gesellschaft Graubündens, belegt beispiel- haft die durch Schädler geknüpften guten Kontak- te.11 Die vom Landesmuseumsverein Vorarlbergs und vom Historischen Verein 1915 ins Leben geru- fene Historische Kommission für Vorarlberg und Liechtenstein war ein weiteres Beispiel einer nun institutionalisierten grenzübergreifenden Zusam- menarbeit auf dem Gebiet der historischen For- schung. Die Vergangenheit beider Länder sollte durch die Kommission «in planmässiger Weise» er- forscht und in der Publikationsreihe «Quellen und Forschungen zur Geschichte des Landes Vorarl- berg und des Fürstentums Liechtenstein» gesam- melt werden. Albert Schädler und Johann Baptist Büchel wurden als liechtensteinische Vertreter Mit- glieder der Kommission. Schädler wurde deren Vi- zepräsident.12 Albert Schädler war zusammen mit seinem Freund Kanonikus Johann Baptist Büchel der gei- stige Vater des historischen Jahrbuchs. Beide pu- blizierten darin zahlreiche wertvolle geschichtliche Beiträge.13 Schädler befasste sich besonders mit der Sammlung und Edition von historischen Quel- len, und bearbeitete Biographien, vor allem von Mitgliedern des Fürstenhauses. Er widmete sich auch der Volkskunde und verfasste zeitgeschichtli- che Studien. Zu letzteren zählen seine Beschrei- bung der Tätigkeit des liechtensteinischen Land- tags und der neueren Geschichte des Landes. Über die Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten berich- tete er zuerst meist an den Jahresversammlungen. Anschliessend wurden die Arbeiten dann im Jahr- buch veröffentlicht. So referierte Schädler in der 166
	        

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