1901 BIS 2001: DIE ERSTEN HUNDERT JAHRE DES HISTORISCHEN VEREINS / KLAUS BIEDERMANN vertrat die Ansicht, dass für die spätere Zeit die Archive in Liechtenstein weitaus ergiebiger wären und dass gerade bei Gemeindarchiven Gefahr von Verlusten bestehe. Er schlug deshalb vor, das Lan- desarchiv solle unabhängig vom Fortschritt des Ur- kundenbuches Erhebungen vorbereiten.616 Die Fortführung und die Herausgabe des Liech- tensteinischen Urkundenbuchs blieb nach dem überraschenden Tod von Benedikt Bilgeri 1993 vorerst stehen. Für die Weiterbearbeitung des Werks konnte dann 1994 Professor Otto P. Clava- detscher gewonnen werden.617 Unter ihm wurde der I. Teil des Urkundenbu- ches im Dezember 1996 abgeschlossen. Es ergab eine stolze Reihe von sechs Bänden: Franz Perret hatte Band 1 mit den Urkunden aus dem bischöfli- chen Archiv Chur und aus dem Archiv der Abtei Pfäfers in St. Gallen sowie Band 2 mit den Urkunden aus den St. Galler Archiven bearbeitet. Band 3 und Band 5 mit Urkunden aus Österreich beziehungsweise aus Deutschland wurde von Be- nedikt Bilgeri redigiert - zum Teil aufgrund der Vorarbeiten Meinrad Tiefenthalers; Band 4 mit Urkunden und Urbaren aus liechtensteinischen Archiven besorgte Georg Malin und schliesslich wurde Band 6 erarbeitet von Otto P. Clavadetscher aufgrund von Vorarbeiten Benedikt Bilgeris. Dieser abschliessende Band 6 enthält Urkunden aus bis- her nicht erfassten Schweizer Archiven. In seiner Sitzung vom 17. September 1997 gewährte der Landtag des Fürstentums Liechten- stein mit grosser Mehrheit einen Verpflichtungs- kredit in Höhe von 410 000 Franken für die Fort- führung des Liechtensteinischen Urkundenbuchs. Dies ermöglichte dem Historischen Verein auch die Anstellung von Claudius Gurt ab 1. Januar 1998. Claudius Gurt hatte bereits mit Professor Clavadet- scher zusammengearbeitet und ist zudem ein aus- gewiesener Kenner des liechtensteinischen Archiv- bestandes. Gurt erhielt den Auftrag, die für die Ge- schichte Liechtensteins wichtigen Urkunden aus der Herrschaftszeit der Freiherren von Brandis (1416-1510) zu bearbeiten und schliesslich in transkribierter und kommentierter Form der Öf- fentlichkeit zugänglich zu machen.618
PETER KAISER: «GESCHICHTE DES FÜRSTENTHUMS LIECHTENSTEIN» An der Jahresversammlung vom 7. Oktober 1923 machte der Vereinsvorsitzende Johann Baptist Büchel die Mitteilung, dass er die von ihm bear- beitete zweite Auflage von Peter Kaisers «Geschich- te des Fürstenthums Liechtenstein» dem Histo- rischen Verein übermache. Landtagspräsident Wil- helm Beck sprach dem Vorsitzenden «für diese hervorragende Arbeit den Dank der Versammlung aus». Zudem wurde der Antrag, dieses neue Werk dem Landesfürsten zu widmen und eine Auflage von 1 000 Stück herstellen zu lassen, einstimmig angenommen.619 Ein Prachtexemplar des Buches sollte dem Landesfürsten überreicht werden, zehn ebenfalls «besser eingebundene» Exemplare wa- ren bestimmt für weitere Mitglieder des fürstlichen Hauses sowie für den Bischof von Chur».620 Im Anschluss an diese Jahresversammlung be- schäftigte sich der Vereinsausschuss in insgesamt sieben Sitzungen mit Fragen zum Druck und Ver- kauf der zweiten Auflage von Peter Kaisers Werk.621 Rezensionsexemplare waren an die bekannteren Zeitungen der Umgebung sowie an die liechtenstei- 608) Protokoll der Vorstandssitzung vom 18. Juni 1958. 609) JBL 61 (1961). Vereinschronik. S. 225. 610) Vgl. Vorwort zur Herausgabe des Liechtensteinischen Urkun- denbuches, I. Teil, Band 6, hier S. VII. 611) Protokoll der Vorstandssitzung vom 4. April 1962. 612) Protokoll der Vorstandssitzung vom 2. Juli 1965. 613) JBL 61 (1961), Vereinschronik, S. 226. 614) Protokoll der Vorstandssitzung vom 2. Juni 1970. 615) Protokoll der Vorstandssitzung vom 8. Februar 1974. 616) Protokoll der Vorstandssitzung vom 18. November 1981. 617) JBL 94 (1997), Jahresbericht. S. 310. 618) JBL 97 (1999). Jahresbericht, S. 250. 619) JBL 23 (1923), Vereinschronik, S. 182. 620) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 20. Oktober 1923. 621) JBL 24 (1924), Vereinschronik, S. 115. 129