Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

1901 BIS 2001: DIE ERSTEN HUNDERT JAHRE DES HISTORISCHEN VEREINS / KLAUS BIEDERMANN URKUNDENSAMMLUNG UND -ARCHIVIERUNG Der Vereinsvorsitzende Johann Baptist Büchel hat- te bereits an der Jahresversammlung vom 12. Ok- tober 1924 in Balzers den Wert von Urkunden be- tont und auf die Wichtigkeit der sicheren Auf- bewahrung dieser Schriftstücke hingewiesen.579 In diesem Sinne setzte sich der Historische Verein immer wieder für eine professionelle Archivierung, Erfassung und Aufarbeitung von Urkunden ein. Vorstandsmitglied Gabriel Hiener machte an- lässlich der Ausschuss-Sitzung vom 7. März 1928 darauf aufmerksam, dass im Regierungsarchiv jene Urkundenreste vorhanden seien, die bei der Schlossrestaurierung anfangs des 20. Jahrhun- derts von Egon Rheinberger aus dem Schutt geret- tet und sorgfältig restauriert worden seien. Diese Urkundenreste würden zum Teil interessante kul- turhistorische Daten enthalten: «Es wäre [deshalb] bei Gelegenheit zu trachten, diese Urkunden zu be- arbeiten und die Regierung allenfalls zur Überlas- sung an den Historischen Verein zu ersuchen».580 An der Ausschuss-Sitzung vom 30. Januar 1929 wurde die Frage diskutiert, ob nicht die älteren Bestände des Regierungsarchivs besser registriert werden sollten. Dabei regte Gabriel Hiener an, die bei der Schlossrestaurierung aufgefundenen Ur- kunden für die Publikation im Jahrbuch zu verwen- den. Diese Anregung wurde einhellig begrüsst und Gabriel Hiener wurde ersucht, sich dieser Sache anzunehmen.581 Im Mai 1929 schlug der Ausschuss des Histo- rischen Vereins zudem vor, die für die liechtenstei- nische Landesgeschichte wichtigen Urkunden und Quellen aus Archiven in Frankfurt, Stuttgart, Karls- ruhe, Zürich und anderen Orten einzusehen und auszuwerten.582 In einem Schreiben an die Regierung wies der Historische Verein 1936/37 darauf hin, dass die liechtensteinischen Pfarrarchive geordnet und bes- ser untergebracht werden sollten. Die Regierung nahm sodann mit dem bischöflichen Ordinariat in Chur Kontakt auf. Mit der Ordnung der Pfarrarchi- ve wurde Fridolin Tschugmell beauftragt. Hierfür genehmigte der Landtag einen Kredit in Höhe von 
4 000 Franken.583 Fridolin Tschugmell konnte diese Arbeit bereits im Jahre 1938 abschliessen.584 Gemäss Vorstandsbeschluss wurde zudem die Sich- tung und Ordnung der Gemeindearchive angeregt, soweit dies noch nicht geschehen war.585 Die Regie- rung betraute 1939 ebenfalls Fridolin Tschugmell mit dieser Aufgabe.586 Der Vereinsvorsitzende Josef Ospelt hatte 1929 mit Regierungschef Hoop darüber gesprochen, dass zum Ordnen des Regierungsarchivs eine geeignete Person im Nebenamt angestellt werden sollte.587 Gerard Batliner bemängelte noch an der Jahresversammlung 1955 die Verhältnisse im Regierungsarchiv. Der Historische Verein «sollte einschreiten» zur Bestellung eines verantwortli- chen Archivars.588 Interessierte an der Förderung einer Landes- bibliothek589 strebten 1958 die Einsetzung eines Landesarchivars und -bibliothekars an. Der Ver- einsvorstand beschloss, in dieser Sache in befür- 572) JBL 20 0920), Vereinschronik. S. 85. 573) JBL 21 (1921), Vereinschronik, S. 134. 574) JBL 25 (1925), Vereinschronik, S. 128. 575) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 27. Juli 1925. 576) JBL 26 (1926), Vereinschronik, S. 136. 577) Ebenda. 578) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 22. März 1932. 579) JBL 24 (1924), Vereinschronik, S. 116. 580) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 7. März 1928. 581) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 30. Januar 1929. 582) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 13. Mai 1929. 583) JBL 37 (1937). Vereinschronik, S. 178. 584) JBL 38 (1938), Vereinschronik. S. 153. 585) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 4. November 1938. 586) JBL 39 (1939). Vereinschronik, S. 121. 587) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 7. August 1929. 588) Protokoll der Jahresversammlung vom 1.3. November 1955. 589) Es hatte sich 1956 ein diesbezügliches Initiativkomitee gebildet, dem folgende Personen angehörten: Hilmar Ospelt, Edwin Nutt, Arthur Vogt, Herbert Hartmann und Walter Oehry; vgl. LVolksblatt, 27. September 1956. 125
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.