Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

Kirche, die es auf diesem südlichen Ausläufer des Eschnerbergs seit dem frühen Mittelalter gibt.5:13 RÖMISCHER GUTSHOF IN NENDELN Die 1893 bis 1896 erfolgten ersten Grabungen bei der römischen Villa in Nendeln wurden bereits ein- gangs des Kapitels «Ausgraben» erwähnt. Kon- servator Samuel Jenny aus Bregenz wertete die damaligen Ergebnisse aus und liess auch Grund- risszeichnungen anfertigen.534 Eine erneute und gründliche Grabung drängte sich 1973 auf, als beim Aushub für den Neubau des Schulhauses in Nendeln ein Trax auf römisches Mauerwerk stiess. Unter der Leitung von Georg Malin wurden die gesamten Grundmauern eines Hauptgebäudes und zweier Nebengebäude freigelegt.535 Die Entste- hungszeit des Gutshofes konnte, trotz Feststellung mehrerer Bauperioden, nicht genau datiert wer- den. Münzfunde stammen aus dem dritten nach- christlichen Jahrhundert, doch dürfte der Gutshof bereits im zweiten Jahrhundert erbaut und bis ins vierte Jahrhundert bewohnt gewesen sein. Die Fundamente des Gutshofes Nendeln wurden kon- serviert und sichtbar gemacht. In Verbindung mit der Jahresversammlung am 13. März 1977 lud der Flistorische Verein die Öffentlichkeit zu einer von Georg Malin geführten Besichtigung der römischen Villa in Nendeln ein.536 BURGHÜGEL GUTENBERG UND «RUNDER BÜCHEL» IN BALZERS Im Jahr 1979 konnte das Land Liechtenstein die Burg Gutenberg in Balzers erwerben. Es wurde daraufhin eine Kommission eingesetzt, die sich Gedanken machte bezüglich Zweckbestimmung und Renovation der Burg.537 In der Folge wurde das Gelände rund um die Burg - mit Einschluss des «Runden Büchels» - archäologisch untersucht und ergraben. Eine erste Sondiergrabung auf dem «Runden Büchel» fand 1980 unter der Leitung von Jakob Bill 
statt. Es wurden 22 mittelalterliche Bestattungen ohne Beigaben festgestellt.538 Bei den grossflächigen Ausgrabungen des Jah- res 1981 wurde beim «Runden Büchel» neben einem frühmittelalterlichen Gräberfeld mit 90 Be- stattungen eine latenezeitliche Siedlung freigelegt. Gefunden wurden zudem eine Lanze, eine Gürtel- schnalle sowie Keramik. Die Grabungsstelle erhielt damit nicht nur für die mittelalterliche, sondern auch für die urgeschichtliche Besiedlung überre- gionale Bedeutung.53<) Im Jahr 1982 begann die archäologische und baugeschichtliche Erforschung der Burg Guten- berg. Es wurden dort ebenfalls zahlreiche frühmit- telalterliche Grabstätten freigelegt. Die ältesten Gräber stammen von einem Friedhof aus dem 8. Jahrhundert. Sie stehen in einem Zusammen- hang mit den Gräbern auf dem «Runden Büchel». Dass der Burghügel Gutenberg in Balzers - ebenso wie mehrere Orte auf dem Eschnerberg - als frühgeschichtliche Siedlungsstätte diente, konn- te bereits anlässlich der Grabungen in den frühen 1930er Jahren festgestellt werden. Dass aber der «Runde Büchel» ebenfalls prähistorischer Sied- lungs- und Bestattungsort war, wurde erst anläss- lich der Grabungskampagne von 1981 festgestellt. Allein dieses Beispiel zeigt, dass die archäologische Forschung vielleicht weniger mit raschen Resulta- ten, aber durch kontinuierliche Grabungs- und Auswertungstätigkeit immer wieder mit soliden und oftmals überraschenden Forschungsergebnis- sen aufwarten kann. Es ist dabei ein wesentliches Verdienst gerade auch des Historischen Vereins, dass die archäologische Forschung in Liechtenstein immer wieder ermöglicht und gefördert wurde. Nicht umsonst war der Verein mehr als 90 Jahre lang Träger der Archäologie in Liechtenstein. 116
	        

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