Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1910) (10)

- 189 — Hilti angelegentlich empfohlen wurde, bei den weiteren Grabungen die nötige Vorsicht walten zu lassen nnd eventuell deu Gefertigten zu verständigen. Schon am Morgen des 19. Mai konnte auf eine telephonische Verständigung hin ein Lokalaugenschein vorge- nommen und festgestellt werden, daß hier ein Gräberfeld vorliege, welches weitere Funde erwarten ließ. Da ohnehin die Ankunft des Herrn Hofrates Wieser am nächsten Tage zu erwarten war, wurde Hilti ersucht, die Grabarbeiten an den bezeichneten Stellen eiuznstelleu, um in Gemeinschaft mit Hofrat Wieser die Aufdeckung vorzunehmen; das geschah am 20. Mai nachmittags. Die mit aller Vorsicht vorgenommene Aufdeckung ergab das gut erhaltene Skelett eines auscheineud jüngeren Mannes von 1.60 in Länge ohne Beigaben, abgesehen von einem kupfernen Knopf, welcher in der Fersengegend gefunden wnrde. Außerdem daß das Skelett von einem einfachen Steinkranz umgeben war, zeigte sich sonst nichts Bemerkenswertes. Bessere Ausbeute ergaben zwei Gräber, welche weiter südlich gelegen, offenbar weiblichen Personen angehörten. Bei den Frauengerippen. lagen in der Nähe der Halsgegend Per- lenschnüre. Eine dieser Schnüre bestand aus einer größeren An- zahl Perlen in den verschiedenartigsten Formen und Färbungen ans Glas nnd Pasta"), auch einigen braunroten Bernsteinperlen, einem schön geschliffenen, herzförmigen Milchopal und einem zier- lichen ans Bein geschnitzten Totenkopf. Die zweite Schnur bestand aus einer weit geringeren Anzahl Perlen derselben Beschaffenheit wie die vorerwähnten und zwei kleineren Milchopalen und dürfte jedenfalls eiuer jüugern Person angehört haben- Leider wurden diese höchst interessanten Reste von den Arbeitern gehoben, so daß über die Beschaffenheit der Skelette und etwaige weitere, nament- lich Eisenbeigaben nichts weiter berichtet werden kann. Die Eisen- teile, welche mit dicken Rostknollen bedeckt sind, wurden als wert- Pasta ist eine geschmolzene Mischung aus Thonerde und Glas. Die Perlen, welche verschiedenfarbig gezeichnet sind, verraten eine schon sehr entwickelte Glastechnik nnd dürften nach von Wiescr auf dem Handelswcge aus dem Orient (Lvxnn?) eingeführt worden sein. Was den Totenkopf be- trifft bestreitet von Wieser, daß derselbe, weil ein ausgesprochen „mönchisches Symbol", in einen. Grabe ans so früher Zeit vorkommen könne. Es sei niemals auch uur etwas annähernd Aehnliches gefunden worden. Indessen wnrde aber durch ganz einwandfreie glaubwürdige Zeugen festgestellt, daß der Totentopf mit den übrigen Perlen znm Borschein kam. 12
	        

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